„Von der Leyen ist eine Verteidigungsministerin, die laut einer Umfrage von den Wählerngering geschätzt wird.“

Es heißt, die Bundeswehr sei anfällig fürs Autoritäre. Wenn das so wäre, dann wären die Militärs und ihre Ministerin ein Herz und eine Seele. Denn Ursula von der Leyen macht klare Ansagen, hat einen zackigen Auftritt und die nötige Hitzeresistenz für ein Amt, in dem man durch das Feuer gehen muss. Die vergangenen Wochen und Monate haben es mit dem Hubschrauberabsturz in Mali und den internen Skandalen aufs Neue bestätigt.

Aber der Eindruck ist ein anderer, nämlich: dass Dienstherrin und Generäle fremdeln. Von der Leyen ist eine Verteidigungsministerin, die laut einer Umfrage von den Wählern gering geschätzt wird und in der Truppe unbeliebt ist, obwohl sie vieles für sie erreicht hat: bessere Arbeitsbedingungen, mehr Vielfalt, Modernität, Geld und Berechenbarkeit bei der Rüstung.

Die Missstimmung hat maßgeblich mit dem Prozess zu tun, der gerade in die nächste Runde geht: mit der Diskussion über einen neuen Traditionserlass. Er ist fällig, keine Frage, weil es rechtsextreme Umtriebe in der Truppe gab: den Fall „Franco A.“. Als der Verdacht ruchbar wurde, war nicht viel von „Wir“ die Rede, sondern vielmehr pauschal von einer Bundeswehr, der ihre eigene Dienstherrin ein „Haltungsproblem“ bescheinigte.

Von der Leyen hat ihren Befund längst ergänzt und relativiert. Und doch hält die Empörung darüber an, ist der Argwohn gegenüber der Ministerin im Parlament so groß, dass der Verteidigungsausschuss sich noch vor der Bundestagswahl in einer Sondersitzung mit ihr auseinandersetzen will. Man lernt daraus, dass das kollektive Gedächtnis der Militärs lang ist und das Selbstbewusstsein des Parlaments groß. Dass die Truppe es verdient habe, dass sie beharrlich für ihre Modernisierung werbe, ist die Erzählung, die sich von der Leyen selbst zurechtlegt: ein Feldzug für die Moderne. Aber will die Truppe wirklich zu ihrem Glück gezwungen werden?