„Mit seinem ,Feuer-und-Zorn‘-Auftritt hat sich Trump ohne Not eine rote Linie im Konflikt mit Nordkorea gezogen.“

Nordkorea wird die größte politische Baustelle Deiner Amtszeit.“ So in etwa hatte es Vorgänger Obama, der sich bei der Einhegung des atomaren Expansionsdrangs von Diktator Kim Jong-un nicht mit Ruhm bekleckert hat, dem neuen Mann im Weißen Haus prophezeit. Nach der jüngsten Episode im Krieg der Worte zwischen Washington und Pjöngjang mehren sich die Anzeichen, dass Donald Trump dieser Aufgabe mental und strategisch nicht gewachsen ist. Mit seinem „Feuer-und-Zorn“-Auftritt hat er sich ohne Not eine rote Linie gezogen. Jede künftige Grenzüberschreitung Nordkoreas lässt Trumps Glaubwürdigkeit erodieren, wenn er untätig bleibt. Wenn das die „Kunst des Deals“ sein soll, na, dann gute Nacht.

Wegen absehbar apokalyptischer Folgen in Asien und darüber hinaus verbietet sich jedes militärische Zündeln im Nordkorea-Konflikt. Die Mär vom chirurgisch begrenzbaren Eingriff muss im Keim erstickt werden. Wie auch die Legende, bei Kim Jong-un handele es sich um einen Irren. Der Mann kalkuliert scharf. Nur Sanktionen, diplomatische Standfestigkeit und am Ende direkte, für beide Seiten gesichtswahrende Verhandlungen zum Einfrieren des Konflikts unter Einbindung der Vereinten Nationen dürfen bei rationaler Betrachtung im Mittelpunkt stehen. Und wasserdichte Fakten.

Die Ursünde um die von Amerika folgenschwer herbeigelogenen Massenvernichtungswaffen im Irak darf sich nicht wiederholen. Die Eilbedürftigkeit, die aus Washington suggeriert wird, wirkt interessengeleitet. Will Trump mit einem außenpolitischen Abenteuer sein innenpolitisches Versagen überdecken? Seine martialische Wortwahl begünstigt Missverständnisse, falsche Interpretationen, Überreaktionen. Verbale Abrüstung, wie sie Außenminister Rex Tillerson praktiziert, ist darum dringend geboten. Denn ab sofort kann jeder Satz über Krieg oder Frieden entscheiden.