„Daimler hat Staatsanwälte, das Kraftfahrtbundesamt sowie das US-Justizministerium und die Umweltbehörden EPA und Carb am Hals.“

Der Daimler-Konzern zieht die Konsequenz aus den immer lauter werdenden Vorwürfen: Er nimmt 220 Millionen Euro in die Hand und bessert drei Millionen Autos in Europa nach. Das klingt gut – fast schon rechtschaffen im Gegensatz zu VW, das zum Rückruf erst gezwungen werden musste.

Doch der Verdacht wiegt schwer, dass Daimler den eigentlichen Skandal mit dem Rückruf überdecken will. Man muss trennen: Daimler hat – wie viele andere Hersteller auch – offenbar Gesetzeslücken ausgenutzt. Es geht dabei um das Thermofenster. Dieses regelt die Abgasnachbereitung bei Diesel-Motoren unter niedrigen Temperaturen herunter. Die Hersteller argumentieren, dass so Bauteile geschützt werden sollen. Tatsächlich aber können Konzerne mit den schlechtesten Ingenieuren und den simpelsten Motoren so die meisten Ausnahmen in Anspruch nehmen. Das ist moralisch bedenklich.

Daimler soll aber bei einer Million Autos manipuliert haben. Das wäre Betrug – wie bei VW. Ob Daimler den Motorschutz bewusst überreizt hat oder weitere Abschaltvorrichtungen entdeckt wurden, ist noch unklar. Daimler hat die Staatsanwaltschaft, das Kraftfahrtbundesamt sowie das US-Justizministerium und die US-Umweltbehörden EPA und Carb am Hals. Gut möglich also, dass die Stuttgarter die Flucht nach vorne suchen. Und das dicke Ende noch folgt. Es wäre ein weiterer schwerer Rückschlag für die deutsche Automobilindustrie.