„Flucht ist nie gut – denn sie entsteht aus einer Not. Diese Not gilt es zu lindern, am besten vor Ort.“

Menschen sitzen auf schwankenden Booten, Kinder schreien, manche retten sich mit letzter Kraft auf das Schiff einer Hilfsorganisation oder der italienischen Küstenwache. Viele schaffen es nicht. Im Mittelmeer verschwanden in diesem Jahr fast 2500 Menschen. Jeder Einzelne ist eine Mahnung an die Regierungen in Europa und Afrika: Ihre Asylpolitik scheitert. Mal wieder.

Ein einzelner Politiker, eine Regierung kann eine so komplexe Krise nicht alleine lösen. 65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Terror und Krieg, vor Dürre und Armut. Viele machen sich mit der Hoffnung auf ein besseres Leben auf den Weg. Denn vor allem in einem ist die EU stark: Im Propagieren der Bilder von Demokratie, Wohlstand und Freiheit. Das lockt Menschen an. Doch Europa fehlt ein Plan, wie Freiheit, Wohlstand und eine nachhaltige Fluchtpolitik vereinbar sind. Und viele wollen auch keine Lösung – außer: Abschottung. Vor allem die osteuropäischen Staaten, aber auch Frankreich und Großbritannien tun zu wenig. Die Bundesregierung streitet neben Italien noch am stärksten für eine langfristige Lösung für die Menschen in Afrika. Und genau darum muss es gehen. Flucht ist nie gut – denn sie entsteht aus einer Not. Diese Not gilt es zu lindern, am besten vor Ort.

Zugleich boomt entlang der Fluchtrouten ein Geschäft von kriminellen Netzwerken und Schleusern. Der Kampf gegen sie darf nicht vor der libyschen Küsten beginnen. In dem Land herrschen Krieg und Gewalt. Es kann für Europa kein Partner sein. Die EU arbeitet bereits enger mit Staaten wie Niger, Mali, Ghana und Tunesien zusammen, etwa im Kampf gegen Terroristen, aber auch gegen Armut. Hier liegt eine Chance für eine Politik, die stabilere Grenzkontrollen mit legalen Migrationswegen und Perspektiven für die Menschen in Afrika verbindet. Die Lösung in der Fluchtkrise liegt nicht im Mittelmeer – sie liegt in Afrika und Europa.