„Das Blutvergießen jenseits des Mittelmeeres geht uns an.“

Und wieder ist uns der Terror ganz nah. Die beiden Frauen, die ein Attentäter im ägyptischen Badeort Hurghada erstach, stammen mitten aus unserer Region. Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen.

Dieser Mord hat eine Dimen-
sion, die uns spüren lässt: Das Blutvergießen jenseits des Mittelmeeres geht uns an. Überall kann ein Einzeltäter zuschlagen, am fernen Urlaubsort oder auf dem Marktplatz um die Ecke. Vieles spricht dafür, dass auch dieser feige Anschlag auf unsere freie westliche Lebensart zielte. Der Täter, offenbar ein gebildeter Mann, richtete seinen Hass auf Frauen. Hoffte er auf den Beifall gleichermaßen engstirniger Gesinnungsgenossen, die das Sonnenbaden im Bikini für Sünde halten? Den beiden Frauen, die nichts Böses ahnten, ließ er keine Chance.

Das Bundesaußenministerium mahnt Ägyptenreisende seit den Anschlägen auf koptische Christen zur Vorsicht. Reisen in den Sinai oder unbegleitete Überlandfahrten sind extrem gefährlich, und wer klug ist, hält sich von Politikschauplätzen fern. Die Bluttat ereignete sich aber dort, wo Touristen bisher vergleichsweise sicher waren. Die Hotels und Strände von Hurghada sind eine geschützte Kunstwelt, fernab des Lebens der Einheimischen. Der Attentäter suchte und fand die Schwachstelle.

Für Ägypten ist der Anschlag auch eine wirtschaftliche Katastrophe. Das Land, nicht nur wegen seines Pharaonen-Erbes das vielleicht interessanteste in Nordafrika, braucht die Touristen. Vor sieben Jahren kamen noch rund 15 Millionen, heute widersteht nur noch ein Bruchteil der Angst vor Anschlägen. In jüngerer Zeit hatte es einen bescheidenen Aufschwung gegeben. Er ist in großer Gefahr.

Genau hier geht das Kalkül der Hintermänner solcher Einzeltäter auf. Indem sie Angst und Schrecken verbreiten, schwächen sie Ägyptens Stabilität. Viele fragen sich: Kann man angesichts des Schicksals der beiden Frauen aus Ilsede jetzt noch nach Ägypten reisen? Diese Entscheidung muss jeder für sich treffen. Wer es tut, lernt ein wunderschönes Land kennen. Er trifft sehr freundliche Menschen, die froh um jeden sind, der sich von hasszerfressenen Holzköpfen nicht abschrecken lässt.