„Sich auf bedrohliche Szenarien einzustellen und eine gemeinsame Interessen-Koalition für deutschen Stahl zu bilden, ist nur richtig.“

Es war erst der zweite niedersächsische Stahldialog in Folge, doch Wirtschaftsminister Olaf Lies ist sich sicher, dass dieses Treffen von Stahlbranche, Gewerkschaften und Politik nun ein regelmäßiges wird.

Und tatsächlich hatte schon der erste Dialog 2016 und das darin verabschiedete Papier Wirkung gezeigt: Die Interessen der Stahlindustrie fanden Gehör in Berlin und Brüssel. Anfang April dieses Jahres hatte die EU Strafzölle gegen China verhängt. Jetzt heißt der neue Gegner der deutschen Stahl-Industrie Donald Trump und der ist, wie man inzwischen weiß, unberechenbar.

Seine „America-First“-Politik versucht er auf Biegen und Brechen durchzusetzen. Bei der deutschen Industrie hat er es dabei unter anderem auf Stahlprodukte abgesehen. Nicht unwahrscheinlich also, dass er Stahlimporte aus der EU als Bedrohung begreift und sie zu verhindern sucht. Sollte die US-Handelspolitik künftig auch höhere Zölle gegen andere stahlproduzierende Länder wie die Türkei oder die Ukraine vorsehen, sind die Sorgen des Stahlriesen Salzgitter AG und der gesamten Branche berechtigt. Denn diese Länder würden sich andere Abnehmer suchen – der Stahlmarkt in Europa würde weiter geschwemmt. Sich auf solche bedrohlichen Szenarien einzustellen und eine gemeinsame Interessen-Koalition zu bilden, ist deshalb nur richtig. Teure Stromnetzgebühren und der Emissionshandel sind weitere gute Gründe, existenzielle Probleme der niedersächsischen Stahlindustrie in Berlin und Brüssel bekannt zu machen.

Bei der Effizienz sollten sich dieser Stahl-Dialog und alle weiteren an dem ersten messen lassen. Den Worten beim Stahl-Stelldichein müssen Taten in der Politik folgen – auch 2017.