„Für Volkswagen war der gestrige Mittwoch ein Tag der Rückschläge.“

Die Bemühungen des Autobauers, den Konzern-Umbau und die strategische Neuausrichtung prominent in der Öffentlichkeit zu platzieren und damit den Abgas-Skandal in den Hintergrund zu rücken, sind gescheitert. Die Aktionäre interessierte gestern auf der Hauptversammlung in Hannover vor allem ein Thema: der Abgas-Betrug und dessen Aufarbeitung. Mit anderen Worten: Die Vergangenheit des Konzerns ist für die Anteilseigner (noch) weitaus interessanter als dessen Zukunft.

Das zeigt, wie tief die vorsätzliche Manipulation der Abgaswerte das Vertrauen der Aktionäre, von denen viele auch VW-Kunden sind, erschüttert hat und noch immer erschüttert. Und mehr noch: Die Reaktion der Aktionäre lässt Rückschlüsse zu, wie viele weitere Kunden denken.

Hinzu kam am frühen Abend die Nachricht, dass nun von der Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Martin Winterkorn, Matthias Müller und Hans Dieter Pötsch ermittelt wird. Nicht in ihrer Funktion als ehemalige oder aktuelle VW-Manager, sondern als Vorstandsmitglieder der Porsche-Holding SE im Jahr 2015.

Angezeigt wurden sie von der Finanzaufsicht Bafin. Die Manager werden verdächtigt, PSE-Aktionäre unzureichend über den Abgas-Betrug informiert zu haben. Auch diese neuen Ermittlungen sind ein Zurück in die Vergangenheit.

Konzernchef Matthias Müller hat immer wieder versprochen, bei der Aufklärung des Abgas-Betrugs nicht locker zu lassen. Dieses Versprechen muss seit gestern mehr denn je Verpflichtung sein. Er wird sich an der Erfüllung dieses Versprechens messen lassen müssen. Und er darf gar nicht erst in den Verdacht kommen, auf das Prinzip Vergessen zu setzen. Das wurde gestern sehr deutlich.

Etliche Aktionäre haben dem Autobauer vorgeworfen, den Worten keine Taten folgen zu lassen. Das ist gleichzusetzen mit dem Vorwurf des Versagens der VW-Verantwortlichen. Absehbar ist daher schon heute, dass der Abgas-Betrug auch im nächsten Jahr ein Thema der Hauptversammlung sein wird. Sie ist ein Tag der schonungslosen Abrechnung.