„Leider kann Schimpanse Robby nicht selbst erklären, wie er seinen Lebensabend verbringen möchte.“

Trotz aller auch ideologischer Gegensätze, in einem Punkt waren sich beide Parteien beim Prozess vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg auffallend ähnlich: Beide wussten ganz genau, was am besten ist für den Schimpansen Robby.

Zirkusdirektor Klaus Köhler betrachtet den Affen als Teil seiner Familie. Das ist verständlich nach mehr als 40 Jahren, die er, seine Frau und seine Kinder mit dem Tier verbracht haben. Entsprechend ist Köhler sich sicher, dass es Robby gut geht und dass er in einer Resozialisierungseinrichtung für Affen leiden würde. Robby kenne die Gestik und Mimik von Schimpansen nicht, was ihm womöglich zur Gefahr werden könne. In seiner Enttäuschung über die Entscheidung sprach Köhler sogar von einem potenziellen Todesurteil für Robby. So klingt ein Vater, der sich Sorgen um sein Kind macht. Aber auch Eltern wissen nicht immer, was am besten ist für ihren Nachwuchs.

Auf der anderen Seite sah die Vertreterin der Tierrechtler für Robby bereits ein „wunderschönes Leben“ in einer Schimpansen-Aufnahmestation voraus. Dort könne er dann endlich nach Herzenslust klettern und sich in eine Schimpansengruppe integrieren. Angesichts eines Affen, der seit 40 Jahren keinen Kontakt zu Artgenossen hatte, eine beachtlich sichere Vorhersage einer Aktivistin, die Robby, der sich angeblich „zu Tode langweilt“ gar nicht kennt.

Der einzige, der in der Verhandlung zu Unsicherheiten stand und viel im Konjunktiv sprach, war ausgerechnet der Gutachter. Für die Richter war es sicher keine einfache Entscheidung. Womöglich war es das Eingeständnis, dass am Ende immer eine Unsicherheit bleibt, ob es wirklich die richtige Entscheidung ist, die die Richter im Sinne des Gutachters und für eine Verlegung Robbys in eine Tierhaltungseinrichtung entscheiden ließ.

Denn leider kann Robby nicht selbst erklären, wie er seinen Lebensabend verbringen möchte.