„Wolfram König befreite die Behörde in Salzgitter von dem Ruf, eher der Atomindustrie als den Bürgern verpflichtet zu sein.“

Sprach man ihn auf sein Parteibuch an, so reagierte Wolfram König allergisch. Es war eine Besonderheit, dass mit dem Grünen-Mitglied ausgerechnet ein bekennender Kernkraftgegner 18 Jahre lang das Bundesamt für Strahlenschutz mit Sitz in Salzgitter leitete. König wollte sich keinen Interessenkonflikt nachsagen lassen. Denn als BfS-Chef war er unter anderem für das Atommüll-Lager Asse und das geplante Endlager Schacht Konrad zuständig.

Nun geht König. Mit ihm endet eine Ära. Er führte das BfS mit klaren Prinzipien und befreite die Behörde vom Ruf, eher der Atomindustrie als den Bürgern verpflichtet zu sein. König ging Konflikten nicht aus dem Weg. Er handelte sich immer wieder Ärger mit der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) aus Peine ein, einem Unternehmen überwiegend im Besitz der Atomkonzerne.

Ex-Umweltminister Gabriel, mit dem König gut auskam, nahm er die Asse ab. Die Asse ist löchrig, es läuft Wasser hinein, und die dort lagernden Abfälle lassen sich nicht dauerhaft sichern. Die Bergung des Mülls trieb König stets voran, auch wenn Asse-Gegner ihm vorwerfen, dies nicht konsequent genug getan zu haben.

Dem Thema Endlagerung bleibt König als Chef des neu gegegründeten Bundesamts für Entsorgungssicherheit (BfE) verbunden. Auch unserer Region wird er weitgehend treu bleiben, denn die große Mehrheit der früher dem BfS und nun dem BfE zugeordneten Mitarbeiter sitzen weiterhin in Salzgitter.

Die neue Präsidentin des BfS, Inge Paulini, übernimmt in Salzgitter indes eine in ihren Kompetenzen beschnittene Behörde. Mit der Endlagerung hat das BfS nichts mehr zu tun, dafür soll sich die Behörde verstärkt Themen wie der UV-Strahlung, Elektrosmog und Stromleitungen widmen. Paulini warb gestern – ganz im Sinne Königs – um Vertrauen der Bevölkerung. Ein guter Anfang.