„Das ist das eigentlich Erschreckende: Das Verächtlichmachen von Journalisten, ja des Journalismus an sich, ist salonfähig geworden.“

Es ist eine eindrucksvolle Zahl: Die Türkei hat sich in den vergangenen zwölf Jahren um insgesamt 57 Plätze auf der Rangliste der Pressefreiheit verschlechtert, allein im vergangenen Jahr ging es vier Plätze nach unten. Die Liste wird jedes Jahr von der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlicht und beschreibt, wie die Arbeitsbedingungen für Journalisten sind.

Die Platzierung der Türkei mag wenig überraschen angesichts der Tatsache, dass der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel seit Ende des vergangenen Jahres in Haft ist – wegen von ihm verfasster Texte. Doch es gibt subtilere Entwicklungen, die nicht weniger bedrohlich sind: In Ländern wie den USA, Polen oder Großbritannien trügen Spitzenpolitiker ihre Geringschätzung gegenüber Journalisten offen zur Schau, rügt die Organisation.

Das ist das eigentlich Erschreckende: Das Verächtlichmachen von Journalisten, ja des Journalismus an sich, ist salonfähig geworden. Ob der US-Präsident Korrespondenten renommierter Zeitungen als „Fake News“ bezeichnet oder in Deutschland Demonstranten „Lügenpresse“ schreien, immer geht es darum, die Arbeit von Journalisten pauschal zu diskreditieren.

Niemand behauptet, dass Medien unfehlbar sind. Wenn es aber gut läuft, stellen sie Fakten dar, kontrollieren Regierende und decken auch mal Missstände auf. Wer das pauschal ablehnt, verrät damit mehr über sich als über die Medien: Er zeigt, dass ihm Fakten, Kontrollinstanzen und Missstände egal sind.