“Denn die entschiedene Abkehr des AfD-Parteiapparates von Frauke Petry, dient ja politisch hauptsächlich einer Person: Angela Merkel.“

Wenn man es nicht besser wüsste, müsste man aufgrund der aktuellen Entwicklungen innerhalb der AfD eigentlich davon ausgehen, dass Alexander Gauland von Seiten der CDU als ein Langfrist-Transplantat in die AfD hineingepfropft wurde.

Denn die entschiedene Abkehr des AfD-Parteiapparates von Frauke Petry, die einen Realo-Kurs propagiert hatte, dient ja politisch hauptsächlich einer Person: Angela Merkel.

So frustriert viele Konservative innerhalb der CDU mit dem Kurs der Bundeskanzlerin (und ihrer Parteichefin) über die vergangenen 15 Jahre inzwischen sind, sind sie doch nicht bereit, ihre Wahlstimme einem rechtsradikalen Wahlverein zu übertragen.

Auch wenn Alice Weidel, die neue Frontfrau, bemüht sein wird, dem Schwein Lippenstift aufzutragen, um das herrliche englischsprachige Bild (to put lipstick on a pig) aufzugreifen: Bei der nun auf stramm rechten Kurs gebrachten AfD kann es ja bezüglich der politisch anrüchigen Orientierung beim besten Willen für keinen Menschen mehr irgendeinen Zweifel mehr geben.

Ganz so, wie der AfD-Wahlverein einen strammen Marsch nach rechts – im wesentlichen „Heim ins Reich“ – vollzieht, so wird sich ein erheblicher Teil derer, die sich in Meinungsumfragen bisher zur AfD bekannten, nun in eine Richtung andere Richtung bewegen. Sie werden „Heim zu Mutti“ gehen, soll heißen, wenn auch mit großem Zähneknirschen Angela Merkel im September die Stimme zu geben.

Denn unter den aktuellen Vorzeichen noch AfD zu wählen, das hat nun für die meisten Menschen, sogar im konservativen Lager, unzweifelhaft etwas enorm Anstößiges an sich. Frauke Petry war da ein wichtiger Schutzschild. So lange sie oben stand, konnte man diese dunklen Gedanken wegwischen.

Warum lässt die AfD sich auf einen solchen selbstzerstörerischen Kurs ein? Dies gilt umso mehr, als Alexander Gauland bekanntermaßen einen abgrundtiefen Hass auf die CDU, seine alte Partei hat. Da verbietet es sich ja eigentlich, der CDU Wähler in die Arme treiben zu wollen.

Auch müsste man eigentlich davon ausgehen, dass Männer wie Alexander Gauland und Jörg Meuthen als Politiker ja auch Machtmenschen sein sollten. Dass sie nun den scharfen Rechtsruck vollzogen haben, kann ja nicht allein auf der Tatsache basieren, dass sie es in ihrem Selbstverständnis nicht länger ertrugen, mit einer schwarz- (und nicht standesgemäß blond-) haarigen Frau als Vorsitzende der AfD die öffentliche Bühne teilen müssen.

Das offiziell vorgetragene Argument, Fundamentalopposition machen zu wollen und sich in keiner Weise auf eine Zusammenarbeit mit den „Systemparteien“ einzulassen, hat im deutschen historischen Zusammenhang (mit Blick auf die 1920er und 1930er Jahre) bestenfalls etwas hoch Befremdliches an sich.

Darauf zu warten, bis sich das Volk auf die AfD als neue Mehrheitspartei Deutschlands einschwört, ist ebenso naiv wie weltfremd. Unter anderem verkennt es die Fähigkeit der Volksparteien, wenn auch spät, dem Volk auf das Maul zu schauen. Dieser Prozess ist ja bereits im Gange.

Gauland und Meuthen sind von ihrem Intelligenzgrad her alles andere als dumm. Daher sollten sie eigentlich auch klug genug sein, um zu sehen, dass die von ihnen nun vollzogene Wende nach stramm rechts keineswegs dem Stimmenfang dient.

Ihr vermeintlicher Schachzug, Frauke Petry im Wam-Bam-Stil abzufertigen, hat einen großen Preis. Das Votum auf dem Kölner Parteitag verdeutlicht, wie stark die AfD inzwischen von vielen Ultrarechten vereinnahmt worden ist. Diese sind bislang im Windschatten von NPD, DVU etc. gesegelt, outen sich nun aber immer ungeschminkter. Hingegen hat sich für die AfD der Zulauf von Seiten der CDU- und SPD-Wähler spürbar vermindert.

Gauland und Meuthen haben dies wohl erkannt und haben sich im parteiinternen Streit gegen Frauke Petry deshalb entschlossen, zum Sprecher der Ultrarechten zu werden. Was sie dabei verkannt haben, ist, dass sie in dem Band, was sich von Bernd Lucke zu Petry spannt, die nächsten sein werden, die man abservieren wird.

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