„Zuwanderer sind für das BKA nicht der türkische Ladenbesitzer oder die Pflegekraft aus Polen.“

Die Kriminalstatistik, die Minister de Maizière vorgelegt hat, birgt Sprengstoff: Die Zahl tatverdächtiger Zuwanderer ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent gestiegen. Das ist alarmierend.

De Maizière widmet den Zuwanderern in der Statistik ein eigenes Kapitel. Das gab es noch nie, ist vom Grundsatz her aber überfällig. Es gilt, den von Fakten losgelösten Debatten an Stammtischen und auf AfD-Parteitagen mit Zahlen zur Kriminalität zu begegnen. Wie sicher oder unsicher es in Deutschland ist, und welchen Anteil Migranten und Flüchtlinge daran haben, wird zu einem der bestimmenden Themen im Bundestags-Wahlkampf werden. Es ist zu wichtig, um es dem rechten Rand zu überlassen.

Sprachliche Sorgfalt sollte bei solch einer heiklen Statistik vorausgesetzt sein. Das BKA aber, das die Studie erstellt hat, wirft mit Begriffen wahllos um sich. „Zuwanderer“ sind für das BKA nicht der türkische Ladenbesitzer oder die Pflegekraft aus Polen, sondern ausschließlich Flüchtlinge. Und zwar nur die Flüchtlinge, die geduldet oder unerlaubt registriert sind. Es handelt sich dabei also nicht um anerkannte Flüchtlinge. Das BKA setzt sich über jahrzehntelang eingeprägte Begriffe in der Politik hinweg. Es sorgt so für Verwirrung – auf Kosten von Migranten und anerkannten Flüchtlingen aus Syrien oder dem Irak, die zu Unrecht mit kriminellen Banden aus Nordafrika in einen Topf geworfen werden. So schürt das BKA völlig unnötig Fremdenfeindlichkeit.

Nur am Rande erwähnt das BKA dabei, dass Flüchtlinge im Schnitt wesentlich jünger sind als Deutsche und als Ausländer. Dabei ist bekannt, dass junge Männer überall auf der Welt schneller auf die schiefe Bahn geraten als ältere Menschen. Eine Einordnung, dass Migranten und besonders Flüchtlinge häufiger angezeigt werden als Deutsche, fehlt ebenso. De Maizière und das BKA haben eine große Chance vertan.