„Unsere Wirtschaft muss mit Gegenwind in Europa rechnen – selbst wenn Macron die Le-Pen-Katastrophe verhindern sollte.“

So sieht ein börsianischer Freudentanz aus: Die Nachricht vom knappen Sieg des Pro-Europäers Emmanuel Macron im ersten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahl katapultierte den deutschen Börsenindex Dax auf den höchsten Stand seit seiner Einführung. Wen wundert’s? Würde sich Frankreich von der EU abwenden, dann wäre von der Union noch so viel übrig wie von einem Porzellanservice nach dem Polterabend. Kein Land profitiert aber so eindeutig von Europa wie die Exportnation Deutschland – das Scheitern der EU wäre ein massiver Rückschlag für unsere Volkswirtschaft.

Die Frage ist nur, ob Händler und Anleger zu früh feiern. Zwar haben drei Viertel der Franzosen eben nicht für die Kandidatin des rechtsextremen Front National gestimmt, was jeden Demokraten freuen sollte. Aber im zweiten Wahlgang werden die Karten neu gemischt. Das politische Frankreich ist so zerklüftet wie die Küsten der Bretagne; es ist keineswegs ausgemacht, dass sich Wähler, die nicht für Le Pen gestimmt hatten, nun hinter Macron versammeln.

Das deutsche Börsenfeuerwerk dürfte Frankreichs Europa-Gegner in ihren Vorbehalten bestätigen. Sie glauben, die EU sei das Werkzeug eines deutschen Wirtschaftsimperialismus. Nicht umsonst hat auch Macron die Exportstärke Deutschlands scharf kritisiert. Unsere Wirtschaft muss mit stärkerem Gegenwind in Europa rechnen – selbst wenn Macron die Le-Pen-Katastrophe verhindern sollte.