„Das Ministerium dümpelt ohne Navigationssystem und ohne Führung.“

So kann man natürlich auch Politik machen. Man sage trotz Warnungen im Vorfeld A, lasse sich auch von den eigenen Regierungsfraktionen dafür abwatschen und kassiere A möglichst geschäftsmäßig wieder ein. Dabei sage man B und lobe sich für eine Kultur des Zuhörens.

Ein Witz? Nein, so läuft das schon mal im niedersächsischen Kultusministerium. Diesmal geht es um die Förderung beim Ausbau von Krippenplätzen. Erst teilte das Ministerium mit, dass der Pro-Kopf-Zuschuss für die Kommunen geringer werde . Trotz Vorfahrt für Bildung und ähnlicher Parolen, trotz eines Geldsegens in den Landeskassen. Was die Grünen dazu sagten, gilt unter Koalitionspartnern als Höchststrafe. Man nehme die Pläne „zur Kenntnis“, erklärte deren Fraktionschefin Anja Piel . Wie groß der Zorn über das Chaos im Ministerium sein muss, wurde aus dem kühlen Ton umso deutlicher. Auch bei der SPD beißt man meist in die Tischkante, wenn man das Wort Kultusministerium hört.

Nun sind Pannen immer mal möglich, doch Heiligenstadt&Co. legen schon eine bemerkenswerte Serie hin. Ob Finanzkalkulation, Stundenausfall, Lehrereinstellungen, Inklusion oder Fortbildungen: Das Kultusministerium dümpelt wie ein Supertanker ohne Navigationssysteme und ohne Führung. Angesichts der Herausforderungen, um die es in der Bildung geht, ist es erstaunlich, dass Ministerpräsident Weil dabei scheinbar geduldig zuschaut. Dem Land hilft das nicht.