„Nur 7 Prozent der Haushalte in Deutschland verfügen über einen Glasfaseranschluss – in Lettland sind es 70 Prozent.“

Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt (CSU), wollte in Deutschland das schnellste und intelligenteste Netz der Welt aufbauen. Nur so könne der Vorsprung in Technologie und Wohlstand gehalten werden, sagte der Minister Dobrindt. Das war bereits im Jahr 2013. Fast vier Jahre später spricht Alexander Dobrindt von Deutschland als „Spitzennation“ und „Frontrunner“ beim Ausbau der Netze.

Woher Dobrindt seinen Optimismus nimmt, bleibt aber schleierhaft. Denn bei der Durchschnittsgeschwindigkeit des Internets liegt Deutschland im Ländervergleich auf Platz 25. Weit hinter Ländern wie Bulgarien, Rumänien oder Lettland. Die Bemühungen des Ministers haben also wenig Früchte getragen. Deutschland ist beim Netz-Ausbau trotz aller Ankündigungen ein Entwicklungsland geblieben. Vom besten Netz der Welt kann nicht die Rede sein.

Doch der Aufbau einer leistungsfähigen Netz-Infrastruktur ist eine wichtige Aufgabe für ein Land, dessen Industrie zunehmend digital funktioniert und deren Datenströme ständig wachsen. Deshalb werden Glasfaser anschlüsse zu allen Haushalten und Unternehmen bald so wichtig sein wie ein Wasser- oder Stromanschluss, meint der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko). Doch nur rund sieben Prozent aller Haushalte verfügen in Deutschland über einen Glasfaseranschluss – in Lettland sind es mehr als 70 Prozent.

Gestern hat der Minister die Finanzierung für die Verlegung von rund 84 000 Kilometer Glasfaserkabel angekündigt. Um Deutschland flächendeckend mit den schnellen Anschlüssen zu versorgen, bräuchte es ungefähr eine Million Kilometer Glasfaser, rechnet der Branchenverband Bitkom vor. Und macht damit einmal mehr eine große Diskrepanz deutlich: zwischen Dobrindts Versprechen und der Realität.