„Gegen die Erwachsene Merkel wirkte Trump oft wie ein unbeherrscht-uneinsichtiger Teenager.“

Angela Merkel war 2015 fürs „Time“-Magazin die „Persönlichkeit des Jahres“. Den Lobeshymnen nach zu urteilen, die die Kanzlerin von den US- Medien nach ihrem Auftritt beim Treffen mit Donald Trump erhielt, hat Merkel nur noch an Statur gewonnen – und den Eindruck verstärkt, dass ein US-Präsident nicht mehr notwendigerweise automatisch als mächtigste Figur der freien Welt angesehen werden sollte. Denn Macht setzt Berechenbarkeit, Verlässlichkeit und die Fähigkeit voraus, überzeugend zu wirken. Doch an all dem mangelt es Trump, der als großer Verlierer aus dem ersten transatlantischen Gipfel hervor ging.

Gegen die Erwachsene Merkel wirkte Trump oft wie ein unbeherrscht-uneinsichtiger Teenager – vor allem während der denkwürdigen Pressekonferenz, bei der ihn deutsche Reporter nicht schonten. Und politisch? Gut: Man redete miteinander. Aber in nur wenigen Punkten lag man wirklich auf einer Linie, Streitmaterial bleibt in Hülle und Fülle, wie auch die Samstags-Tweets Trumps und seine überraschenden Nachforderungen in Sachen Nato-Beiträge zeigen – ein Thema, das er Auge in Auge mit Merkel so nicht vertiefte. Oder das Verschweigen des „America First“-Propagandisten, dass die USA ein übereinstimmendes Bekenntnis der G 20 zum Freihandel verhindern würden. War das Ausweichen Trumps auch Feigheit vor der stärkeren Persönlichkeit? Es würde angesichts der Souveränität Merkels, die die Medien des Gastgebers in höchsten Tönen priesen, nicht verwundern.