„Trump hält die freie Meinungsäußerung für anti-amerikanisch, wenn ihm die Fakten nicht passen.“

Die „New York Post“ hatte Donald Trump gestern auf dem Titelblatt. Als Dompteur mit Peitsche. Botschaft klar: Journalisten müssen gezüchtigt werden wie wilde Löwen. Die publizistische Steigbügelhalterei der Boulevardzeitung seines Freundes und Medien-Unternehmers Rupert Murdoch wird dem amerikanischen Präsidenten gefallen haben. Die ganze Welt ein Zirkus – und Trump der Direktor.

Wenn die Darbietung nicht so bitter bündeln würde, was sich da vor den Augen der Weltöffentlichkeit im Weißen Haus bei Trumps eilig einberufener Pressekonferenz abgespielt hat, man könnte beherzt lachen. Trumps Tiraden gegen jeden, der sich weigert, ihn großartig zu finden, markiert aber den vorläufigen Tiefpunkt einer Präsidentschaft, der es an Format, Kompass, Verstand und Lernfähigkeit fehlt. Über den Inhalt zu philosophieren, ist müßig. Entscheidend ist etwas anderes. Die echten Themen werden verdrängt. Darum ging es. Nirgends hat Trump bisher auch nur im Ansatz eine Antwort parat. Wer so tickt, braucht Sandsäcke, auf die er eindreschen kann. Trump hat es zu weit getrieben. Dass er die Integrität von Journalisten in den Schmutz zieht, kannte man aus dem Wahlkampf. Dass er die freie Meinungsäußerung immer dann für anti-amerikanisch hält, wenn ihm Fakten und Bewertungen nicht genehm sind, ist neu. Für Trump hat die Presse wiederzugeben, was er denkt und sagt. Das ist krank. Amerikas Immunsystem ist stärker. Hoffentlich.