“Das Bundesumweltministerium ist weit weg von den Menschen, es wird nicht wirksam geführt und geht grotesk fahrlässig mit Steuergeld um.“

Man möchte an fake news glauben. Das Bundesumweltministerium verbreitet "Bauernregeln". Zum Beispiel: "Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein." Leider ist die Geschichte wahr. Das SPD-geführte Ministerium hält die Plakatkampagne für eine Werbung für nachhaltige Landwirtschaft. Das Ziel ist ehrenwert, das Verfahren irrwitzig.

Dass ein Ministerium für Ziele wirbt, die dem Gemeinwohl dienen, ist legitim. Doch diese Kampagne bewegt sich auf dem Niveau eines Herrenwitzes. Zu wenig Platz im Stall, zu viel Nitrat auf dem Feld, zu viel Pestizid in der Scholle? Das gibt es, wenn auch längst nicht bei allen Betrieben. Aber liegt es daran, dass "klein Bäuerlein" zu doof ist, wie diese dümmlichen Reime nahelegen?

Industrielle Massenproduktion ist auch Ergebnis eines grotesken Umgangs der Gesamtgesellschaft mit unseren natürlichen Ressourcen. Viele glauben, dass täglich Fleisch auf den Tisch gehört. Und Fleisch wie Feldfrüchte sollen möglichst wenig kosten. Nachhaltigkeit hat bei Verbrauchern und in der nationalen und europäischen Agrarpolitik der vergangenen Jahrzehnte eine nachrangige Rolle gespielt; die Marktmacht der Einzelhandelsriesen und der Nahrungsmittelindustrie führt dazu, dass Landwirte immer weniger Chancen haben, ihre Produkte zu fairen Preisen zu verkaufen. Das Resultat ist Konzentration zu immer größeren Agrarindustrie-Betrieben, die kaum noch etwas mit traditioneller bäuerlicher Landwirtschaft gemein haben.

Trotz extrem schwieriger Rahmenbedingungen aber behaupten sich gerade in unserer Region zahlreiche Betriebe, die verantwortungsvoll wirtschaften. Immer mehr unterwerfen sich sogar den strengen Regeln der ökologischen Landwirtschaft. Ihnen und ihren konventionell produzierenden Kollegen pauschal die Vergiftung des Grundwassers oder den Mord an der Vogelwelt zu unterstellen, ist obszön. Das Ministerium darf sich nicht wundern, wenn zum Beispiel das Landvolk im Braunschweiger Land empört reagiert. Wer an die Klugheit und Einsicht der Landwirte appellieren will, sollte sie ernst nehmen und nicht der Lächerlichkeit preisgeben.

Wenn diese Plakatkampagne etwas leistet, dann nachhaltige Beweisführung: Das Bundesumweltministerium ist weit weg von den Menschen, es wird nicht wirksam geführt und es geht grotesk fahrlässig mit Steuergeld um.