„Es sind weniger moralische Skrupel, die man heraushört, eher Fragen der Opportunität: Schadet Höcke mehr als er nützt?“

Björn Höcke muss die AfD nicht verlassen. Wer darauf gehofft hat, kann lange warten. In jeder Partei ist ein Ausschluss eine zähe Sache. Um Höcke aber wird es in seiner Partei nicht einsam, allenfalls im Bundesvorstand. Die deutsch-nationale Strömung ist insgesamt stark und Höcke einer ihrer auffälligsten Köpfe. Sein Fall ist für die Widersacher von Parteichefin Frauke Petry nützlich. Sie hat ihn eine „Belastung“ genannt und seinen Ausschluss in den Raum gestellt. Es ist jetzt eine Machtfrage geworden. Die konkreten Konsequenzen für Höcke sind unklar. Wenn das Ergebnis letztlich nur eine Rüge ist, dann fällt das auf Petry zurück. Schon nach der heftigen Kritik an seiner Rede in Dresden hat Höcke klargestellt, dass er nicht das Holocaust-Denkmal für eine Schande halte, sondern den „von Deutschen verübten Völkermord an den Juden“. Man kann das Holocaust-Denkmal gelungen finden oder nicht, die Platzierung mitten in Berlin für richtig oder falsch halten. Diese Debatten sind schon vor Jahren geführt worden. Bei Höcke fällt auf, dass er gern zweideutig bleibt. Wer wollte, konnte ihn auch so verstehen, dass nicht der Völkermord die Schande sei, sondern das Denkmal. Es sind weniger moralische Skrupel, die man bei Petry heraushört, eher Fragen der Opportunität: Schadet Höcke mehr als er nützt? Petry sorgt sich, dass die AfD den Weg der Republikaner geht. Höcke ist wie eine Kanone, die sich losgerissen hat, unkontrolliert um sich feuert.