„Viele Aussagen von Trump scheinen pure Verhandlungsmasse zu sein – so, wie er das bei seinen Hoteldeals praktiziert hat.“

Nach Donald Trumps vor nationalistischen Phrasen nur so triefender Ansprache werden nun sogar Vergleiche mit Hitler, Mussolini oder Stalin gezogen. Nun, tiefe Sorgen sind nachvollziehbar. Doch noch erlaubt die Lage kein klares Bild über die Realpolitik des vom Immobilien-Jongleur zum mächtigsten Mann der Welt aufgestiegenen Populisten. Vermutlich ist Donald Trump selbst von seinem Erfolg so überrascht worden, dass er noch nach seinem Regierungsstil sucht. Und wenn er gelegentlich auf sein Kabinett hört, könnte er seine teilweise extremen Positionen überdenken oder abmildern – auch was seine herabsetzenden Bemerkungen zur Nato und EU angeht. Oft wird ein wichtiger Punkt übersehen: dass Trump von der DNA her ein Geschäftsmann, ein „Dealer“ ist. Und darin liegt auch der Schlüssel dazu, trotz der moralischen Defizite des neuen Präsidenten erst einmal durchzuatmen. Er ist auch deshalb so obskur, weil er anders als „normale“ Politiker denkt und spricht.

Viele Aussagen von ihm scheinen pure Verhandlungsmasse zu sein – so, wie er es bei seinen Hotel- und Casinodeals praktiziert hat. Zum Beispiel bei der künftigen Lastenverteilung innerhalb der Nato. Oder bei der Frage der Job-Verlagerung ins Ausland. Trump hat in seiner Karriere gelernt, dass zum erfolgreichen Verhandeln irgendwann auch Einlenken gehört, um zu Abschlüssen zu kommen. Panik wäre deshalb momentan ein schlechter Berater – Wachsamkeit ist aber angebracht.