Es gehört Mut dazu, sich einzugestehen, dass etwas über Jahre falsch gelaufen ist. Noch mehr Rückgrat zeigt man, wenn man versucht, diese fehlerhafte Entwicklung zu verändern. Die Polizeidirektion Braunschweig will das mit ihrem neuen Konzept zur Aufklärung von Wohnungseinbrüchen versuchen. Betrachtet man die vergangenen zehn Jahre, liegen die Fallzahlen in unserer Region weiter auf einem hohen Niveau, parallel dazu sinkt die Aufklärungsquote. Das kann nicht gefallen.

Der einfachere Weg wäre es, so weiterzumachen wie bisher und gelegentlich auf die seit 15 Jahren grassierenden Stellenkürzungen bei der Polizei und die damit verbundenen fehlenden Ressourcen zu verweisen. Eine Zustandsbeschreibung, die zuletzt im Zusammenhang mit den Maßnahmen im Anti-Terror-Kampf, der Überwachung von islamistischen Gefährdern oder anderen vermeintlich staatsgefährdenden Ereignissen immer nachvollziehbarer erscheint. Auch so mancher Politiker, der noch vor Jahren über einen aufgeblähten Beamtenapparat fabulierte, gibt sich geläutert.

Sich von dieser hochemotionalen Gemengelage zu lösen, zeigt den Willen, die Situation nachhaltig zu verbessern. Die Braunschweiger Polizeibehörde hat das offenbar erkannt. Der Ruf nach mehr Geld und der hochaktuelle Wunsch nach einem starken Staat dürfen nicht dauerhaft als Entschuldigung herhalten, auf die Optimierung von Prozessen, die man selbst beeinflussen kann, zu verzichten.

Es ist einem Einbruchsopfer nicht zu erklären, dass sich die Täter immer weiter spezialisieren, während die Ermittler an alten Methoden festhalten. Dem Bedürfnis der Bevölkerung nach mehr Sicherheit muss schon im Kleinen nachgegangen werden. Muss die Polizei sich eingestehen, das Eigentum der Bürger nicht mehr schützen zu können, steht in letzter Konsequenz der Rechtsstaat zur Disposition.