„Jedes Unternehmen hat berechtigtes Interesse, auf seine Produkte hinzuweisen. Vodafone ist über das Ziel hinausgeschossen.“

Man wolle den Verbraucher nicht verunsichern, sondern informieren, beteuert der Konzernsprecher der Firma Vodafone. Doch warum druckt man dann einen fingierten Stempel mit der Aufschrift „Wiederholter Zustellversuch“ auf die Postkarte, die man zur Kundenwerbung verschickt? Die ganze Aufmachung der Karte wirkt wie ein amtliches Schreiben. Fettgedruckte Abschnitte wie „Wichtige Information“ und das Setzen einer Frist für den Rückruf vermitteln Dringlichkeit. Dabei ist das festgelegte Datum völlig willkürlich und auch folgenlos. Bei der Karte handelt es sich schlicht um schnöde Werbung.

Das allein ist keinesfalls ehrenrührig. Jedes Unternehmen hat ein berechtigtes Interesse, auf seine Produkte hinzuweisen, was angesichts der Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Kunden eine große Herausforderung ist. Vodafone ist dabei aber über das Ziel hinausgeschossen.

Besonders pikant wird die Aktion durch eine ihrer Zielgruppen: Verbraucher, die trotz Liberalisierung des Telefonmarkts vor 19 Jahren nie Anbieter und Tarif wechselten. Unter diesen und allgemein unter den Verbrauchern, die noch immer einen analogen Telefonanschluss nutzen, dürfte der Anteil der Menschen jenseits der 80 groß sein.

Viele von ihnen könnten, richtig informiert, tatsächlich von einem Tarifwechsel profitieren. Doch bei der Vodafone-Karte sollte nicht Information das Wort der Wahl sein – sondern Täuschung.