„Der einzige rote Faden in Trumps Äußerungen ist der gewaltige Glaube an sich selbst und an die Macht der USA.“

Nur noch drei Tage. Dann wird der New Yorker Baulöwe Donald Trump als 45. Präsident der USA vereidigt. Damit steht er als Amtsinhaber in einer Reihe mit George Washington, Abraham Lincoln, John F. Kennedy. Welchen Stempel wird Trump dem Amt aufdrücken? Das ist eine Frage, die die ganze Welt berührt. Sein erstes schriftliches Interview nach der chaotischen TV-Pressekonferenz gibt darauf eine verstörend wirre Antwort. Es sagt mehr über die Person Trump aus als über die Politik, die wir von ihm erwarten können.

Die Nato? Ist angeblich „obsolet“ und ein paar Sätze später aber „total wichtig“. Die deutsche Kanzlerin? Trump „hatte Respekt“ vor ihr, er „mag sie“, aber er „kennt sie nicht“. „Ja, was denn nun?“, möchte man beim Lesen ständig dazwischenrufen. In diesem widersprüchlichen Stil hangelt sich der künftige US-Präsident einmal durch die Weltpolitik und zurück. Unfassbar undiplomatisch und erschreckend sprunghaft. Der einzige rote Faden in Trumps Äußerungen ist der gewaltige Glaube an sich selbst, an die Macht der USA und die wütende Entschlossenheit, kompromisslos Politik für das eigene Land zu machen. Das ist die Ansage aus dem Trump-Turm, und es ist Zeitverschwendung, sich länger darüber zu echauffieren. Trump ist gewählt, und die Welt muss ihn ernst nehmen. Für Europa und Deutschland steckt im Ego-Trip Trumps sogar eine Chance. Nämlich sich zusammenzuraufen und zu gemeinsamer Stärke zu zwingen. Die Zeit der Bussi-Bussi-Gipfel mit US-Präsidenten ist ab Freitag vorbei. Die EU – und besonders Deutschland – muss als Gegenentwurf zur Trump-Doktrin die eigenen Interessen definieren.

Mit Trump wird die Weltpolitik zum großen Deal. Das heißt: Jetzt schlägt die Stunde nervenstarker Dealmaker in der Politik. Die Ära diplomatischer Leisetreter gegenüber Amerika ist mit Trumps Amtseinführung Geschichte.