„Warum dürfen und sollen sich bitte Menschen nicht mehr erregen?“

Vor fünf Tagen gab es den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin. 12 Menschen sind gestorben, viele liegen noch in Kliniken. Die perfide Attacke richtete sich, das zumindest ist klar, gegen uns alle. Gegen unsere Art zu leben, die offene Gesellschaft, die Freiheit.

Nun ist Weihnachten, das Fest der Liebe, an dem Christen die Ankunft des Erlösers feiern. Die Stimmung: getrübt. Die Frage: Darf man so kurz nach Berlin feiern? Oder muss man sogar, weil sonst der Terror siegt. Die Antwort muss jeder selbst finden. Und sie ist nicht einfach: So nachvollziehbar es etwa ist, Ruhe bewahren zu wollen, so nachvollziehbar ist es, angesichts dieses Anschlags aufgebracht zu sein, wütend, empört oder traurig. Das darf nicht zu pauschalen Angriffen führen, gar zu Rachegelüsten gegen Politiker – aber warum dürfen und sollen sich bitte Menschen nicht erregen? Wichtig ist doch, dass die Konsequenzen die richtigen sind. Der Blick muss auf den Kampf gegen den Terror gerichtet sein, nicht auf alle Flüchtlinge. Aber es ist ein Kampf. Und der wird nicht erfolgreich sein, indem alle tun, als ob es die Anschläge nicht gegeben hätte, und gut gelaunt sind.

Die Frage, wie Anis Amri morden konnte, muss etwa gestellt werden. Ein Mann, der als Brandstifter in Italien in Haft saß. Ein Mann, der sich als Attentäter anbot, der nach Waffen und Helfern suchte. Ein Mann, den die Ermittler kannten, der in berüchtigten Moscheen ein und aus ging.

Nun ist Amri tot. Er war mutmaßlich ein Mörder – ganz sicher aber Mensch. Deswegen ist Freude über den Tod nicht angebracht. Und doch ist Erleichterung erlaubt, dass Amri nicht mehr morden kann. Ist Deutschland nun an Weihnachten sicherer? Vielleicht ein kleines bisschen – auch wenn der Fall noch viele Rätsel aufgibt.

Doch was ist schon sicher? Zumindest dies: Jeder kann bei uns Weihnachten feiern, wie er es will. In diesem Sinne: Genießen Sie das Fest der Liebe und des Friedens.