„Nicht nur VW-Aktionäre setzen darauf, dass Jones Day Ross und Reiter nennt.“

Zukunftspakt, E-Mobilität, Digitalisierung: Es waren immer stärker diese Themen, die VW in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen brachten. Der Abgas-Skandal schwang zwar auch immer irgendwie mit, aber längst nicht mehr in der übermächtigen Präsenz der ersten drei Quartale. Abgehakt oder überstanden ist für den Autobauer damit aber noch gar nichts – ganz im Gegenteil.

Denn noch fehlt in der Aufarbeitung des Abgas-Skandals ein zentraler Baustein. Gemeint sind die Untersuchungsergebnisse der US-Kanzlei Jones Day, die von VW schon im Oktober vergangenen Jahres mit den internen Ermittlungen beauftragt wurde. Nicht nur VW-Aktionäre setzen darauf, dass Jones Day Ross und Reiter nennt – also die Verantwortlichen für die Manipulation von Abgaswerten.

Erst dann kann die nächste Phase der strafrechtlichen Aufarbeitung beginnen. Die wird sich voraussichtlich ebenso über Jahre ziehen wie die zivilrechtlichen Verfahren von Aktionären und VW-Besitzern. Dennoch gilt: Mit der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse erhält VW mehr Klarheit und Grundlagen für rechtliche, finanzielle und strategische Entscheidungen. Je früher, desto besser – Warten lähmt.

Mit jedem Tag, der ohne Ergebnis verstreicht, wächst nun auch die Gefahr, dass VW vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump als Präzedenzfall genutzt wird, um in Ungnade gefallene ausländische Unternehmen abzustrafen. Gerade zu Beginn seiner Amtszeit könnte Trump bestrebt sein, Zeichen zu setzen – und der Fall VW schreit geradezu danach. Dazu könnte er etwa Staatsanwälte unter Druck setzen.

So oder so – das nächste Jahr wird für VW nicht nur wegen des grundlegenden Umbaus der Kernmarke überaus herausfordernd. Auch der Abgas-Skandal wird viel Kraft und Geld kosten. Diese Tage sind nichts weiter als die Ruhe vor dem Sturm.