„Van der Bellen gilt alsprinzipientreuer Demokratund als einer, der erst denktund dann redet.“

Früher hieß es: „Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate.“ Die Habsburger in der Wiener Hofburg mehrten ihre Macht durch kluge Heiratspolitik. Nun zieht Alexander Van der Bellen als Bundespräsident in die Hofburg – und man möchte unseren Nachbarn zurufen: „Andere wählen Populisten, du, kluges Österreich, wähltest Van der Bellen.“

So simpel darf die Wahlanalyse freilich nicht ausfallen. Österreich bleibt tief gespalten: Der Grüne Van der Bellen siegte in den großen Städten, Hofer holte viele Stimmen auf dem Land. Der FPÖ-Kandidat punktete bei älteren Wählern, der ehemalige Grünen-Chef Van der Bellen bei den jüngeren. Zudem werden die Österreicher wohl bald schon wieder an die Urnen gerufen – um den Nationalrat und damit eine neue Regierung zu wählen. Die Große Koalition aus SPÖ und ÖVP hat nach knapp zehn Jahren abgewirtschaftet und Vertrauen verspielt. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache hat gute Chancen, Bundeskanzler zu werden. Ohnehin nur begrenzte Signalwirkung hat die Alpenrepublik für Europa oder gar die Weltpolitik: Der Brexit ist Fakt. Donald Trump regiert bald in Washington, Marine Le Pen möglicherweise 2017 in Paris.

Dennoch: Den Österreichern darf man zu ihrem nächsten Bundespräsidenten gratulieren. Van der Bellen gilt als prinzipientreuer Demokrat – und als einer, der erst denkt und dann redet. Das ist in diesen aufgeregten Zeiten wahrlich keine schlechte Wahl.