„Vom kruden Geschichtsbildder ,Reichsbürger’ ist es nur nochein kleiner Schritt zurHolocaust-Leugnung.“

Gestern hat ein sogenannter „Reichsbürger“ in Franken auf Polizisten geschossen, mit verheerenden Folgen. Er wollte verhindern, dass die Behörden seine Jagdwaffen kontrollieren.

Der Vorfall zeigt, wie schmal der Grat zwischen harmlosen Spinnern und brandgefährlichen Extremisten ist. Es handelt sich hier nicht bloß um Querulanten, deren skurrile Eingaben bei Behörden oder Zeitungsredaktionen landen. „Reichsbürger“ halten die Bundesrepublik für einen Unrechtsstaat und erkennen ihn, seine Gesetze, Vertreter und Dokumente nicht an. Für sie besteht das Deutsche Reich fort – in den Grenzen von 1937. Schließlich habe das Reich 1945 keinen Friedensvertrag mit den Alliierten geschlossen. Von einem so kruden Geschichtsbild ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Holocaust-Leugnung. Tatsächlich sieht der bayerische Verfassungsschutz eine „große ideologische Nähe zum Rechtsextremismus“.

Leider sind Verschwörungstheorien längst salonfähig. In den Online-Kommentarspalten wimmelt es nur so von radikalen Thesen, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung torpedieren. Es ist gut, dass der bayerische Innenminister Joachim Herrmann alle „Reichsbürger“ genau überprüfen lassen will. Die Demokratie muss wehrhaft gegen jeden Radikalismus sein. Doch auch wir Bürger sind gefordert: Wir dürfen Verschwörungstheorien nicht unwidersprochen lassen – damit nicht noch mehr Spinner zu Tätern werden.