„Das Problem ist nicht die Größe der Ställe, sondern die Anzahl der Tiere pro Fläche.“

Deutschland ist überdüngt. Selten genug kommt es vor, dass Grüne, Umweltverbände und Landwirte einer Meinung sind. Zu viel Stickstoff aus Gülle und Mineraldünger landet auf den Feldern und mit Verzögerung als Nitrat im Grundwasser. Doch während Bauern und Agrarwissenschaftler nach Wegen suchen, das Problem zu lösen, ohne dabei gleich die gesamte Landwirtschaft zu ruinieren, nutzt die grüne Umweltpolitikerin Bärbel Höhn die Gelegenheit, um gegen einen Lieblingsfeind zu feuern: die sogenannte Massentierhaltung. Die sei schuld an der Misere.

Das ist doch arg vereinfacht. So weist Tierhaltung in spezialisierten Großbetrieben eine effektivere Nährstoffverwertung auf als Kleinbetriebe mit wenigen Tieren. Das Problem ist nicht die Größe der Ställe, sondern die Anzahl der Tiere pro Fläche. Es ist eben alles etwas komplizierter, als die Ideologie es erscheinen lässt. Es braucht keinen Neustart der Landwirtschaft, sondern bessere Kontrollen, mehr Beratung für Bauern und ein Ende von Baugenehmigungen für Ställe in Regionen mit hoher Tierkonzentration – eine sanfte Gülle-Wende.

Extremforderungen bei der Düngung sind fehl am Platze. Dänemark ist diesen Weg gegangen. Seine Schweinehaltung hat dem Land ein Nitratproblem beschert. Deswegen wurde die Düngung gesetzlich stark eingeschränkt. In der Folge sank der Proteingehalt von dänischem Weizen zwischen 1997 und 2013 von rund 10,5 auf unter neun Prozent. Denn Pflanzen brauchen Stickstoff für ihren Proteinstoffwechsel. Die Folge: Nicht nur ist der dänische Weizen nicht zum Backen geeignet, er deckt auch nicht mehr den Proteinbedarf der Tiere, an die er verfüttert wird. Darum kaufen dänische Bauern Sojaschrot als Ergänzung für den Trog – aus Brasilien, wo Waldflächen für den Soja-Anbau gerodet werden. Mittlerweile hat Dänemark seine Düngeverordnung wieder gelockert. Es ist eben alles etwas komplizierter.