Braunschweig. Niedersachsens Ärztekammer-Chefin Wenker fordert sofort 1000 neue Studienplätze.

Mit großer Sorge beobachtet Martina Wenker den Ärztemangel in Niedersachsen. Die Präsidentin der Landesärztekammer – und Vizepräsidentin der Bundesärztekammer – sagte im „Leser fragen“-Interview mit unserer Zeitung: „Zu wenig Ärzte – das höre ich überall, egal wo ich hinkomme. Und das Problem verschärft sich in den kommenden zehn Jahren. Viele Hausärzte gehen nach und nach in den Ruhestand, es kommen nicht mehr genug nach. Wir bilden zu wenig aus, und zu wenige wollen dann wirklich in eine Hausarztpraxis gehen.“ Von der Politik erwartet die Ärzte-Vertreterin 1000 zusätzliche Studienplätze für Medizin – und zwar sofort. Zwar haben sich SPD und CDU in den Koalitionsverhandlungen in Hannover jüngst darauf geeinigt, mehr Studienplätze zu schaffen – allerdings nur 100 bis 200. Berechnungen des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes sowie der Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen zufolge fehlen im Land mehr als 350 Hausärzte. Da in den nächsten zehn Jahren schätzungsweise 1000 niedergelassene Ärzte in den Ruhestand gehen, außerdem immer mehr ausgebildete Mediziner in Teilzeit arbeiten wollten, droht sich das Problem dramatisch zu verschärfen. Zumal es laut Martina Wenker keinesfalls schnell zu beheben ist. „Das Verheerende ist eben: Wenn wir jetzt anfangen, mehr auszubilden, dauert es 12 bis 15 Jahre, bis die jungen Fachärzte fertig sind. Da müssen wir die Politik immer weiter drängen. Der Staat hat ja auch eine Pflicht bei der Daseinsvorsorge.“

Zum Beispiel bei den Voraussetzungen fürs Medizinstudium würde die Ärztekammer-Präsidentin ansetzen: „Ich finde, es darf nicht mehr so stark um die Abiturnote gehen. Es gehören eben auch andere Fähigkeiten dazu, Arzt zu sein, etwa soziale Kompetenzen und Empathie.“

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