Braunschweig. Schon mehr als hundert Mal waren Betrüger in Niedersachsen in diesem Jahr mit dieser Masche erfolgreich.

Unser Leserin Elisabeth Wolf aus Braunschweig bittet:

Bitte geben Sie überzeugende Hinweise, wie man sich vor solchem Betrug schützen kann!

Die Antwort recherchierte Svenja Paetzold-Belz

Sie rufen an und geben sich als Polizisten aus. Auf dem Telefon der Angerufenen wird sogar die Nummer 110 oder die der örtlichen Polizeidienststelle angezeigt. Doch wer einen solchen Anruf bekommt, der sollte sich sofort bei der Polizei melden, denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass am anderen Ende der Leitung Betrüger am Werk sind.

Begründung: Echte Polizisten rufen nicht an, um vor Einbrüchen zu warnen und nach Geld, Wertgegenständen oder Daten zu fragen. Das bestätigt die Polizei ausdrücklich. Immer häufiger versuchen Betrüger in Niedersachsen, als falsche Polizisten Beute zu machen. Darüber informiert jetzt das Landeskriminalamt (LKA). Laut dem LKA waren Täter schon 100 Mal bis Ende September mit dieser Masche in Niedersachsen erfolgreich. Der Wert der Beute beträgt etwa 2,3 Millionen Euro. Die Polizei vermutet, dass tausende weitere Versuche erfolglos geblieben sind.

Die Betrüger rufen als vermeintliche Polizisten an und behaupten, in der Nachbarschaft der Angerufenen seien Einbrecher gefasst worden, die Listen mit Namen möglicher weiterer Opfer bei sich trugen. Sie fragen dann nach Bargeld, Schließfächern oder Tresoren. Schließlich bieten die Täter an, die Wertsachen des Angerufenen „zum Schutz“ abzuholen.

Genau richtig reagierte kürzlich eine 94-jährige Braunschweigerin: Als sich am Telefon ein Mann, angeblich Mitarbeiter der Kriminalpolizei Braunschweig, meldet, wird die Rentnerin misstrauisch. Der Anrufer warnt die Frau vor einem bevorstehenden Überfall. Sie legt sofort auf und alarmiert die Polizei – und zwar die echte.

„Denn echte Polizisten rufen nicht unter der Nummer 110 an. Sie holen auch kein Geld und keine Wertsachen bei Bürgern ab und erfragen keine persönlichen Daten am Telefon“, sagt Joachim Grande, Pressesprecher der Polizeidirektion Braunschweig. Dies sei ein sicheres Zeichen für einen Betrugsversuch. Auflegen und den Notruf verständigen sollten Betroffene daher, statt sich auf den falschen Polizisten einzulassen.

Auch im Bereich der Polizeidirektion Braunschweig sei die Masche „stark im Kommen“, berichtet Joachim Grande. Demnach sei erst in der vergangenen Woche eine Welle von Anrufen gemeldet worden, bei denen die Betrüger aber scheinbar leer ausgingen. Bis Ende September hatten Täter in diesem Jahr in der Stadt Braunschweig in vier von 14 bekannten Fällen Erfolg und erbeuteten dabei etwa 131 000 Euro. Die Dunkelziffer sei hoch, für die gesamte Region sei es schwierig, Zahlen zu erfassen.

Nicht jedes potenzielle Opfer durchschaut den Trick rechtzeitig: „Besonders auf ältere Menschen strahlt die Polizei oft große Autorität aus“, erläutert Grande. Die Betrüger nutzten das geschickt, seien zum Teil sehr überzeugend. „Außerdem erreichen wir viele Menschen mit unseren Warnhinweisen nicht. Und gerade wer so zurückgezogen lebt, freut sich über Anrufer und ist daher argloser und auch anfälliger für solchen Betrug“, sagt Grande. Angehörige seien deswegen aufgefordert, Senioren vor der Betrugsmasche zu warnen. Auch fehlgeschlagene Versuche sollten unbedingt der Polizei gemeldet werden. „Das ist wichtig. Die Betrüger machen Hunderte von Anrufen in einer Stadt, bevor sie weiterziehen. Wer sie meldet, warnt die Polizei davor, dass mal wieder eine Anrufwelle anrollt. So können wir besser reagieren und rechtzeitig warnen.“

Sollte man der geschickten Argumentation eines falschen Polizisten so lange zugehört haben, dass man verunsichert ist, ob an seiner Geschichte nicht doch etwas dran sei, solle man dennoch auflegen und danach umgehend 110 wählen. „Die echten Polizisten werden dann schnell bestätigen, dass es sich nur um einen Betrugsversuch handeln kann“, so Grande. Wer Hemmungen habe, die Polizei anzurufen, solle zumindest Nachbarn oder Angehörige zurate ziehen, bevor er sich auf die Herausgabe von Bargeld, Wertsachen oder Daten einlasse.

Rechtmäßig mitnehmen könnten echte Polizisten Gegenstände oder Geld nämlich nur mit einem entsprechenden richterlichen Beschluss oder einem Sicherstellungsprotokoll, das sie vorzeigen müssen. Echte Ordnungshüter tragen vor Ort außerdem eine Uniform oder zumindest einen Dienstausweis oder eine Dienstmarke, die man sich immer zeigen lassen sollte.

Und noch einen Tipp zur Vorbeugung hat Grande parat: Die Betrüger finden ihre Opfer oft über Namen im Telefonbuch. „Dort sollten deswegen nur der abgekürzte Vorname und der Nachname, niemals aber die Adresse zu lesen sein.“