Wolfsburg. SPD und CDU erleiden in Wolfsburg herbe Verluste. CDU bleibt aber stärkste Kraft. AfD liegt auf Platz 3.

Um 20.16 Uhr betrat SPD-Bundestagskandidat Falko Mohrs die Bürgerhalle im Rathaus, da war die Sensation schon so gut wie perfekt: Der 33-Jährige zieht direkt in den Bundestag ein – und das, während seine Partei in der Stadt Wolfsburg Verluste einstecken muss und bei nur noch 28,9 Prozent liegt. Ein Lichtblick: Die Wolfsburger Sozialdemokraten liegen immer noch deutlich über dem Ergebnis im Bund.

Mohrs’ erster Gratulant im Rathaus war sein Vater, Oberbürgermeister Klaus Mohrs, der ihn stolz in den Arm nahm. Mohrs junior sagte zu seinem Wahlerfolg: „Das ist ein Zwischenziel. Die Arbeit beginnt jetzt.“ Dabei gehe es vor allem darum, „dass wir über VW eine faire und sachliche Diskussion führen.“ Falko Mohrs will sich dafür einsetzen, Arbeitsplätze zu wahren – im verschuldeten Helmstedt solche zu schaffen. Mit Blick auf die Wahlerfolge seiner Parteikollegen in Braunschweig, Peine und Goslar sagte der Sieger: „Wir haben es geschafft, die ganze Region Braunschweig rot zu färben“. Von Mitstreitern wurde er nahezu frenetisch gefeiert.

Bei der Wolfsburger CDU liegt der Fall anders: Die Partei verliert – wie im bundesweiten Trend – deutlich, bleibt aber mit 34,1 Prozent stärkste Kraft in Wolfsburg. Klarer Verlierer im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 ist jedoch Bundestagsabgeordneter Günter Lach – er kann 11,8 Prozentpunkte weniger auf sich vereinen und liegt damit sogar etwas unter dem Ergebnis seiner Partei.

Für den Vorsfelder endet damit aller Voraussicht nach nach zwei Wahlperioden die Zeit im Bundestag. Lach gab die Niederlage gestern ohne Umschweife zu: „Noch steht das endgültige Ergebnis nicht fest, aber ich sehe es realistisch, dass die Wahl für mich verloren gegangen ist. Die CDU hat viele Stimmen an die AfD verloren, alleine in Helmstedt wohl rund 5000.“

Die Alternative für Deutschland (AfD) ist auch in Wolfsburg drittstärkste Kraft mit einem zweistelligen Ergebnis von 11,7 Prozent geworden – damit also etwas unter dem Ergebnis im Bund. Bei der Bundestagswahl 2013 lag sie noch bei 3,8 Prozent. AfD-Kandidat Thomas Schlick hat mit 10,8 Prozent auch ein zweistelliges Erststimmen-Ergebnis erreicht – da er aber nicht auf der Landesliste steht, bleibt er in Wolfsburg. Schlick sagte dazu gestern: „Ich habe das Ergebnis in etwa so erwartet, auch wenn frühe Prognosen uns bei 15 Prozent und mehr gesehen haben. Wir sind aber keinesfalls enttäuscht.“

Die FDP in Wolfsburg hat ebenfalls um fast 5 Prozentpunkte zugelegt, liegt jedoch mit ihren 8,3 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt – und Bundestagskandidatin Kristin Krumm hat auch keine Aussicht, über die Liste in den Bundestag einzuziehen. Zugelegt hat auch die Linke in Wolfsburg, deren Kandidatin Pia Zimmermann erneut über die Liste in den Bundestag einzieht.

Mit Verlusten, wenn auch nur sehr geringen von 0,7 Prozentpunkten bei den Zweitstimmen, gehen die Grünen aus dieser Wahl heraus.

Rund 150 Bürger und Politiker verfolgten zur Spitzenzeit den Wahlabend im Rathaus. Die meisten Parteien trafen sich danach aber auf eigenen Wahlpartys.