Berlin. Die EU plant ein Ministertreffen im September wegen verspäteter Meldungen der Giftfunde. Deutsche Eier werden teurer.

Unsere Leserin Marion Pesenecker aus Braunschweig fragt:

Können die Manager ihren Hals nicht voll bekommen?

Die Antwort recherchierte Beate Kranz

Der Skandal um belastete Eier betrifft immer mehr Länder in Europa. In Deutschland sind geschätzt mittlerweile 10,7 Millionen Eier, die mit dem Insektizid Fipronil belastet sind, aufgetaucht – und sofern möglich, aus dem Handel genommen und vernichtet worden. Die Situation scheint sich hierzulande aber zu entspannen. Die Discounter Aldi Süd und Nord, die vor gut einer Woche als Reaktion auf die Giftbelastung ihre Eierverkäufe vorsorglich eingestellt hatten, bieten ihren Kunden wieder Eier an. Die Suche nach den Schuldigen, auf die sich auch die Frage unserer Leserin bezieht, läuft. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

In welchen Ländern wurde das Gift in Eiern gefunden?

In Europa sind laut EU-Kommission in 15 Ländern Millionen Fipronil-belastete Eier sowie Flüssigei zur Weiterverarbeitung entdeckt worden. Betroffen sind neben Deutschland Dänemark, Österreich, Frankreich, Luxemburg, Schweden, Großbritannien, Rumänien, die Schweiz sowie die Niederlande und Belgien. In Spanien, Portugal und Italien wurden bislang noch keine kontaminierten Eier gefunden. In Frankreich sind laut Landwirtschaftsministerium 1,7 Millionen Eier betroffen, die zur Weiterverarbeitung bestimmt waren. In Österreich kauften zwei Großhändler Hunderte Kilo gekochter und geschälter Eier aus den Niederlanden, die aus den betroffenen Chargen stammten. In Dänemark landeten 20 Tonnen der belasteten Eier.

Wie ist die Lage in Deutschland?

Die Supermärkte und Discounter in Deutschland haben sämtliche belasteten Eier aus den Verkaufsregalen genommen, sofern sie betroffen waren. Seit Freitag verkaufen Aldi Süd und Nord wieder Eier. Es gehen aber nur solche Lieferungen in den Verkauf, die zuvor auf das Insektizid getestet wurden. Laut Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels werden bundesweit in allen Supermärkten und Discountern wieder Eier angeboten. Auf den Wochenmärkten mit meist regionaler Ware gab es kaum Verkaufseinschränkungen.

Sind auch deutsche Hühnerbetriebe von dem Skandal betroffen?

In Deutschland sind laut Deutschem Bauernverband (DBV) vier Hennenhaltungsbetriebe und eine Junghühneraufzucht wegen Fipronil derzeit gesperrt. Sie werden seit vergangener Woche untersucht. Seither seien keine weiteren verdächtigen Ställe hinzugekommen. Den Betrieben entsteht täglich ein Umsatzverlust von rund 4000 Euro, rechnet der DBV-Generalsekretär Udo Hemmerling vor.

Wer trägt die Schuld?

Die Spur führt nach jetzigem Ermittlungsstand in die Niederlande. Fipronil wurde dort vermutlich dem Reinigungsmittel Dega-16, das auf ätherischen Ölen basiert, beigemischt. Zwei Manager des Unternehmens Chick- Friends wurden in diesem Zusammenhang festgenommen. Die Männer stehen unter Verdacht, bei der Säuberung von Hühner-ställen bewusst Fipronil eingesetzt zu haben. Belgien meldete erste Funde am 20. Juli offiziell an die EU-Kommission. Gleichzeitig ist ein Streit zwischen Belgien und den Niederlanden entfacht, die sich gegenseitig vorwerfen, deutlich früher von der Giftbelastung gewusst zu haben, ohne diese sofort dem Schnellwarnsystem zur Lebensmittelsicherheit der EU zu melden.

Verzichten die Bürger jetzt auf Eier?

Bislang gibt es keine verlässlichen Zahlen über die Absatzentwicklung. Es sei auf den ersten Blick jedoch kein genereller Nachfrageeinbruch zu verzeichnen, heißt es in der Branche. Die Rückgänge werden bei manchen Betrieben inoffiziell auf tageweise bis zu 20 Prozent geschätzt. Vielmehr achteten manche Bürger derzeit besonders genau auf den Herkunftsstempel der Eier – und greifen nicht selten bevorzugt zu Eiern aus Deutschland. Was sich im Großhandel auch auf die Preise niedergeschlagen hat. So verteuerte sich der Eier-Abgabepreis aus deutscher Produktion an den Packstellen im Schnitt um 1,5 Cent.

Wie gefährlich ist Fipronil?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schließt ein Gesundheitsrisiko für Erwachsene und Kinder weitestgehend aus. So habe der in Deutschland gemessene Fipronil-Wert in Eiern maximal 0,45 Milligramm je Kilo betragen – und lag damit deutlich unter der Referenzdosis von 0,72 Milligramm, bis zu der eine Gesundheitsgefährdung als unwahrscheinlich gilt.

Was macht die EU?

Angesichts der verspäteten Meldungen der Fipronil-Belastung plant die EU-Kommission

Gespräche mit den Agrarministern.