Braunschweig. Einige Leser beschweren sich, dass die Briefzustellung seit Wochen verzögert sei. Die Post spricht von Personalproblemen.

Unser Leser Guido Hora aus Cremlingen schreibt:

Wir haben große Sorge, dass die fehlende reguläre Post uns überhaupt noch ordnungsgemäß zugestellt wird.

Die Antwort recherchierten Stefan Simon und unsere Lokalredaktionen

Die Leser unserer Zeitung machen uns auf ein Problem aufmerksam: die mangelhafte Briefzustellung der Deutschen Post. Einige beklagen, dass sie tagelang auf Briefe warten müssen. Ein Leser aus Klein-Schöppenstedt aus der Gemeinde Cremlingen schreibt: „Seit circa zehn Tagen stockt die Postzustellung in Klein-Schöppenstedt in erheblichem Ausmaß.“ Kurz darauf erhielten wir den Hinweis eines Lesers aus Destedt, ebenfalls Kreis Wolfenbüttel, dass auch er seit mindestens zehn Tagen keine Post mehr bekomme.

Der Post-Aktionär Jürgen Matzke aus der Samtgemeinde Isenbüttel im Landkreis Gifhorn fuhr sogar am 18. Mai nach Frankfurt zur Hauptversammlung der Deutschen Post. Dort stellte er den Vorstandsvorsitzenden Frank Appel persönlich zur Rede. Er beschwerte sich das erste Mal 2013. Es kam nicht selten tagelang keine Post, dann plötzlich ein ganzer Stapel mit Briefen.

Auch aus Braunschweig, Königslutter und Salzgitter erreichten uns ähnliche Beschwerden der Leser. Was ist los bei der Deutschen Post?

Der für Niedersachsen zuständige Pressesprecher der Deutschen Post, Jens-Uwe Hogardt, sagt, es sei gerade im ländlichen Raum schwierig, ausreichend Personal zu finden. Damit spricht er ein Problem an, dass die Bewohner von Königslutter und Cremlingen zu spüren bekommen. Hogardt hoffe, die Situation in Königslutter zeitnah stabiler hinzubekommen. „Die Tätigkeit des Postzustellers ist eben nicht ohne“, stellt er fest.

Damit bestätigt er eine Vermutung von unseren Lesern. „Das ist aber ein Problem, das es auch in anderen Branchen gibt. In Uni-Städten finden wir eher Zusteller als auf dem Land“, sagt Hogardt. In Cremlingen seien aus anderen Regionen Mitarbeiter eingesetzt worden. „In dieser Woche gibt es keine Probleme mehr.“ In Königslutter sowie in Cremlingen gebe es laut dem Post-Sprecher Personalmangel aufgrund von Krankheits- und Urlaubsausfällen. Es sei nicht möglich gewesen, in vollem Umfang Ersatz zu beschaffen.

Da es sich offenbar nur um ein ländliches Problem handelt, bleibt die Frage offen, warum auch in Braunschweig und Salzgitter nach Hinweisen unserer Leser, die Post nicht rechtzeitig ausgeliefert wird.

Auch in Wolfsburg gab es bereits im Januar 2016 ähnliche Beschwerden. Ein Post-Mitarbeiter aus Wolfsburg, der anonym bleiben wollte, sagte damals unserer Zeitung, dass die Zusteller in den vergangenen Jahren immer mehr zu tun bekommen haben. So viel, dass sie es an vielen Tagen nur mit Ach und Krach schaffen, ihren eigenen Bezirk innerhalb der gesetzlich erlaubten Arbeitszeit von maximal 10 Stunden und 45 Minuten abzufahren. Wegen dieser Überlastung sei der Krankenstand sehr hoch.

Der Eindruck bleibt, dass sich an der Situation der Zusteller nichts änderte. Recherchen haben zudem ergeben, dass die Post Engpässe in der Zustellung in erster Linie auf Krankheitsausfälle zurückführt. Die stellvertretende Geschäftsführerin von Verdi für die Region Süd-Ost-Niedersachsen, Martina Hradský, sagt, dass die aktuellen Lieferschwierigkeiten durchaus mit der Urlaubszeit zusammenhängen würden, aber es sei bekannt, dass die Post Schwierigkeiten habe, ausreichend Personal für den Job zu finden. „Die Zusteller müssen die Bezirke ihrer Kollegen übernehmen, die krankheitsbedingt ausfallen oder im Urlaub sind.“ Das heißt, die Zusteller leisten doppelte Arbeit. Sie müssen jedoch ihre Arbeitszeit erfassen und dürfen nicht länger als die gesetzlich erlaubte Arbeitszeit schuften. Post-Sprecher Jens-Uwe Hogardt sagt, dass auch in der Urlaubszeit genug Personal vorhanden sei. „Mögliche Einschränkungen können aber nicht komplett ausgeschlossen werden“, sagt er. Hogardt stellt fest, dass die Zustellungsprobleme definitiv mit der Arbeitsbelastung zusammenhänge. „Hinzu kommt, dass die Post die Devise hat: Erst Pakete, dann Briefe“, sagt Hradský. Da wundert es nicht, warum unsere Leser tagelang auf ihre Post warten müssen und Zusteller durch die hohe Belastbarkeit krank werden.

Einige Leser bemängelten zudem, dass es auch samstags und montags Zustellungsprobleme gebe. „Samstags werden die meisten Briefe ausgeteilt. Montags hingegen die wenigsten, deswegen arbeiten auch weniger Zusteller“, sagt die Gewerkschafterin.