Braunschweig. Stechmücken lieben Wärme, Feuchtigkeit und die nackte Haut stark duftender Menschen. Insektengitter und lange Kleidung schützen.

Unsere Leserin Stephanie Luft aus Braunschweig fragt:

Was hilft wirklich gegen Mücken, damit sie zum Beispiel nicht ins Schlafzimmer kommen und damit man abends in Ruhe draußen sitzen kann?

Die Antwort recherchierte Sibylle Haberstumpf

Im Sommer gibt es draußen gute und schlechte Plätze zum Verweilen – die guten sind dort, wo keine Stechmücken sind. Leider wird das schwierig, denn die Insekten kommen nahezu überallhin. Weltweit gibt es rund 3500 Stechmückenarten, in Deutschland sind bisher 51 Arten nachgewiesen worden, erläutert der Biologe Dr. Helge Kampen vom Friedrich-Löffler-Institut. Und die Stechmücken brauchen uns. Die Weibchen suchen nackte Hautstellen auf unserem Körper, stechen mit ihrem Rüssel zu und saugen. Grund ist die Fortpflanzung der Tiere: Sie brauchen unser Blut, genauer: die Eiweiße darin, um ihre Eier legen zu können. Es gibt tag- und nachtaktive Arten. Ein Entrinnen ist quasi unmöglich. „Wir werden immer attraktiv sein für Stechmücken“, meint die Insektenforscherin Dr. Doreen Walther vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF).

Hilfsmittel, um Stichen vorzubeugen, gibt es natürlich trotzdem. Insektengitter für die Fenster, langärmlige, helle Oberbekleidung, lange Hosen, besser eine dicke Jeans als dünne Flanellhosen – all das zählt Mückenexperte Kampen auf. Dass die Tiere durch offene Fenster besonders gerne in Schlafzimmer fliegen, könnte laut Doreen Walther daran liegen: „Dort riecht es grundsätzlich stärker nach menschlichem Schweiß.“ Hier lautet der Rat der Biologin: Bettwäsche öfter wechseln. Dass Mücken vom Licht angezogen würden, sei übrigens ein Mythos. Den kleinen Blutsaugern geht es nämlich um etwas anderes. „Sie orientieren sich vor allem am Kohlendioxid in der ausgeatmeten Luft“, erklärt Doreen Walther. Mit ihren empfindlichen Sinnesorganen erkennen die Insekten die Moleküle. Das ist der Grund, warum Mücken uns so zielsicher ansteuern. „Wir können unser Ausatmen ja nicht abstellen“, sagt die Insektenforscherin.

Zusätzlicher Lockstoff ist unser Geruch. „Die Mücken reagieren auf Hautausdünstungen“, erläutert Helge Kampen. Genauer sind es Substanzen, die über die Haut abgegeben werden – Milchsäure, Ammoniak und verschiedene Fettsäuren etwa enthält die Duftmischung, auf die Steckmücken fliegen. So mancher wird dabei häufiger gestochen als andere. Im Volksmund heißt es dann: Der hat süßes Blut. „Das hat aber nichts damit zu tun, dass jemand tatsächlich einen höheren Zuckergehalt im Blut hätte“, macht Doreen Walther deutlich. Vielmehr liege es am individuellen Duft. Jeder habe eine andere Anlockwirkung auf die Insekten.

Deshalb könne sie auch kein Abwehrmittel pauschal als für jeden wirksam empfehlen, ergänzt die Wissenschaftlerin. „Das muss jeder für sich selbst ausprobieren.“ Wirksamen chemischen Mückenschutz aus dem Handel – zum Einreiben und Aufsprühen – verspricht nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest vor allem der Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid). Doch steht die Substanz in Verdacht, hautreizende Wirkung zu haben und Allergien hervorzurufen, sagt Mückenexperte Kampen. Zunehmend wird heute daher der Wirkstoff Icaridin verwendet. Er gelte als gut verträglich und könne bis zu acht Stunden wirken, so Kampen.

In diesem Jahr seien bereits Mitte März die ersten Schwärme unterwegs gewesen. „Das war ein optimaler Start für die Stechmücken“, sagt Mückenforscherin Walther. Das immer wieder verwendete Wort Mückenplage hält sie für „unseriös“ – sie spricht lieber von einem „erhöhten Mückenaufkommen“. Zu einem solchen kommt es, wenn Mücken feuchtes und warmes Wetter vorfinden. Ist beides gegeben, „dann kann es schnell gehen“, meint Walther. Auf wie viele Mücken können wir uns einstellen? „Wenn ich das wüsste, würde ich mich mit einer Glaskugel selbstständig machen“, scherzt Walther. „Auch wir Insektenforscher können nur danach gehen, was die Meteorologen sagen.“ Sollte der Juli heiß und extrem trocken werden, so die Biologin, „haben wir danach keine einzige Mücke.“

Übrigens: Das Forschungsinstitut ZALF arbeitet derzeit an Deutschlands erstem Mückenatlas – einem Projekt, an dem sich jeder Bürger beteiligen kann.

Mehr Informationen im Internet: mueckenatlas.de