Braunschweig. Die Vernetzung von Hochschule und Wirtschaft war Jürgen Hesselbach ein Anliegen. Zu seinem Abschied melden sich einige Weggefährten zu Wort.

Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI): „Die TU ist mittlerweile unser wichtigster regionaler Partner, mit dem wir allein neun gemeinsame Professuren teilen. Die Hochschule hat sich unter der Führung von Jürgen Hesselbach hervorragend entwickelt. Um das zu erkennen, reicht ein Blick auf die vielen Neubauten, darunter das Zentrum für Systembiologie BRICS, das HZI und TU gemeinsam betreiben. Die Forschungszentren tragen die klare Handschrift von Professor Hesselbach. Er zeigte große Initiative, den Standort Braunschweig voranzubringen, und nutzte die TU dabei als Lokomotive. Gleichzeitig hat er die außeruniversitären Partner aber auf Augenhöhe mitgenommen. Jürgen Hesselbach ist eine Person mit Ecken und Kanten. Ich habe die Zusammenarbeit mit ihm genossen, auch auf persönlicher Ebene mit seiner schwäbischen Art und seinem manchmal fast zynischen Humor. Die Chemie zwischen uns hat einfach gestimmt.“

Joachim Ullrich , Präsident der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB): „Das Bewegte und das Bewegende sind Wesensmerkmale von Hesselbachs Amtszeit gewesen. So hat er thematische Schwerpunkte wie ‚Mobilität‘ und ‚Metrologie‘ an der TU bewegt und entwickelt. Auch die Beziehungen zwischen der PTB und der TU bekamen diese Entwicklung im positivsten Sinne zu spüren. Ganz konkret geschieht dies bei unseren gemeinsamen Projekten in der Nano- und der Quantenwelt, bei gemeinsamen Berufungen von Professoren in der Theoretischen Physik, der Nanotechnologie oder in Zukunft auf Themengebieten wie der Biochemie oder der Digitalisierung. Diese engen Kooperationen sind ein hervorragendes Rüstzeug für gute Zukunftsperspektiven. Denn ein nationales Institut wie die PTB, die in der internationalen Welt der Metrologie zu Hause ist, braucht die regionale universitäre Vernetzung, und die Universität braucht die thematische Erweiterung ihres Spektrums durch starke Forschungspartner.“

Rosemarie Karger , Präsidentin der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften: „Ich empfinde große Anerkennung für Professor Hesselbach. Die Forschungsregion ist ihm zu Dank verpflichtet. Er hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die regionalen Hochschulen sehr viel intensiver als früher miteinander kooperieren und einen regelmäßigen Gedankenaustausch pflegen. Der Aufbau eines Netzwerks mit allen Forschungseinrichtungen und eine fruchtbare, vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Forschungsregion gehen zu einem großen Teil auf sein Engagement zurück. Das hat der Region als Ganzes gutgetan. Ich schätze seinen humorvollen wie pragmatischen Stil. Damit hat er Manches möglich gemacht, das unseren beiden Hochschulen nutzt, von zwei gemeinsamen Professuren über die Beteiligung unserer Hochschule am Niedersächsischen Forschungsinstitut für Fahrzeugtechnik bis hin zur Erleichterung des Zugangs zur Promotion von Fachhochschulabsolventen.“

Ulrich Menzel , langjähriger Leiter des Instituts für Sozialwissenschaften der TU: „Dass Jürgen Hesselbach über den ingenieurwissenschaftlichen Tellerrand zu blicken vermochte und in kritischen Situationen auch Fächer, die nicht zum Kernbestand einer TU gehören, gestützt hat, habe ich selber erfahren. Als die letzte große Streichorgie in Hannover gefeiert wurde, war auch das Institut für Sozialwissenschaften gefährdet. Das Ministerium schien wild entschlossen, die Studenten hatten schon die Grabkreuze auf dem Campus Nord aufgestellt. Die entscheidende Frage war, ob wir einen eigenen Bachelor-Studiengang bekommen.

Hesselbach hat unser Konzept für einen Bachelor, der mit Modulen wie ‚Zukunft der Arbeit‘ und ‚Globalisierung‘ nicht nur hochrelevant, sondern auch auf die Belange einer Technischen Universität abgestimmt war, sofort eingeleuchtet. Als Präsident hat er sich dafür eingesetzt. Die Braunschweiger Sozialwissenschaften sind seitdem gut aufgestellt, konnten mit den Medienwissenschaften sogar expandieren. Ohne den Präsidenten Hesselbach würde es sie womöglich nicht mehr geben. In Hannover ist damals die Soziologie abgewickelt worden.“

Joachim Block , Standortleiter des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig, Vorsitzender der „ForschungRegion“ Braunschweig: „Professor Hesselbach hat in seiner Amtszeit die TU Braunschweig vorangebracht und ihr Erscheinungsbild maßgeblich geprägt. Aber nicht nur die TU, sondern alle Wissenschaftsinstitutionen in Braunschweig haben Herrn Hesselbach in einer zentralen Mentorenrolle erlebt: die Etablierung der ,ForschungRegion‘ Braunschweig e.V., der Gewinn des Titels ‚Stadt der Wissenschaft‘, die Gründung des Hauses der Wissenschaft und der Ausbau von Forschungsinstitutionen, die von der TU mit außeruniversitären Partnern betrieben werden, tragen seine Handschrift. Persönlich habe ich Herrn Hesselbach auch als langjährigen Vorsitzenden der ,ForschungRegion‘ Braunschweig erlebt, wo er entscheidend dazu beitrug, dass sich die vielfältigen Wissenschaftsinstitutionen in und um Braunschweig über alle Fachgrenzen hinweg näher gekommen sind und eine gewisse gemeinsame Identifikation in Bezug auf Braunschweig entwickelt haben, die unserer Stadt gut tut.“

Dieter Jahn , Vizepräsident der TU für Forschung: „Über die Forschungszentren wurde schon alles gesagt. Ich möchte aber auf eine Seite von Jürgen Hesselbach hinweisen, die wenig an die Öffentlichkeit dringt: Als Präsident der TU hatte er immer den Menschen im Blick. Probleme wurden im Interesse der Mitarbeiter gelöst und auch wenn jemand einen Fehler gemacht hat, stellte Hesselbach sich vor seine Leute und nahm sie in Schutz. Er hat sein humanistisches Weltbild im Arbeitsalltag umgesetzt. Jürgen Hesselbach ist ein moralisch gefestigter Mensch mit klaren Grundsätzen, zu denen er steht. Das könnten wir in dieser Republik häufiger gebrauchen.“