Braunschweig. Die Polizei warnt vor Trickbetrügern, die sich als Beamte ausgeben.

Unser Leser Dirk Volkmann aus Königslutter fragt:

Wie gehen die Täter bei der Auswahl ihrer Opfer vor?

Die Antwort recherchierte Katrin Schiebold

Zwei Stunden lang hat ein vermeintlicher Polizist eine 87-Jährige am Telefon bearbeitet: Sie sollte angeblich Opfer eines Überfalls werden und ihr Geld lieber in Sicherheit bringen. Die Peinerin willigte schließlich ein, 25 000 Euro von ihrem Konto abzuheben. Doch die Bankangestellten wurden wegen der hohen Summe misstrauisch und benachrichtigten die echte Polizei. Der Fall hatte vor anderthalb Wochen in unserer Region für Aufsehen gesorgt und ist glimpflich ausgegangen; es ließ sich schnell aufklären, dass die Rentnerin einem Trickbetrüger aufgesessen war. Doch er zeigt auch, dass diese immer raffinierter vorgehen, um ihre Opfer auszuplündern.

Immer häufiger geben sich Täter dabei als Polizeibeamte aus, beobachtet die Polizeidirektion Braunschweig – 120 Mal soll das seit Anfang des Jahres in unserer Region schon vorgekommen sein. Sie versuchen am Telefon unter Vorwänden, die Opfer zur Herausgabe von Geld, Schmuck oder sensiblen Kontodaten zu bewegen. Oder sie erklären, Kollegen würden vorbeikommen, um im Zusammenhang mit Verbrechen Geld oder Wertgegenstände vorübergehend sicherzustellen.

„Opfer sind vor allem ältere Menschen“, sagt Stephanie Weiß, Sprecherin des Landeskriminalamtes in Hannover. Sie würden meist gezielt ausgesucht: Die Täter blätterten im Telefonbuch und hielten nach altmodischeren Namen Ausschau. Oder sie spionierten in Wohngebieten, um Häuser von Senioren ausfindig zu machen. „Es kommt auch vor, dass die Täter älteren Menschen auf ihrem Heimweg folgen und dann auf dem Klingelschild ihre Namen ablesen.“

Die Betrüger erhoffen sich bei älteren Menschen leichtes Spiel. Viele seien noch sehr obrigkeitshörig, sagt die LKA-Sprecherin. In vielen Fällen manipulierten die Täter die eigene Rufnummer so, dass sie bei den Angerufenen im Display des Telefons als Nummer der örtlichen Polizeidienststelle oder als Notrufnummer „110“ erscheint. Oder die Betrüger tauchten mit falschen Dienstausweisen persönlich vor der Tür auf. Mit dieser Masche haben die Gauner immer wieder Erfolg – kürzlich händigte eine 89-jährige Oldenburgerin gutgläubig Geld und Schmuck im Wert von 10 000 Euro aus. „Wir haben es leider immer wieder mit hohen Schadenssummen zu tun“, so Weiß.

Um sich vor Trickbetrügern zu schützen, rät die Polizei, am Telefon niemals Angaben zu Vermögensverhältnissen, Kontoverbindungen oder anderen persönlichen Daten zu machen. „Die Täter sind in der Gesprächsführung sehr geschickt und geschult. Aber Polizeibeamte stellen solche Fragen nie am Telefon oder rufen unter der Notrufnummer 110 an“, sagt Rainer Raschke, Sprecher der Polizeidirektion Braunschweig. Auch sollte man keinesfalls auf Geldforderungen eingehen oder Wertgegenstände aushändigen.

Wer einen dubiosen Anruf von der Polizei bekommt, sollte sich sofort mit der örtlichen Dienststelle in Verbindung setzen oder den Notruf wählen. Und wer einen mutmaßlichen Polizisten vor der Haustür stehen hat, sollte sorgfältig den Polizeiausweis prüfen. „Es wird keiner benachteiligt, wenn er sich den Ausweis zeigen lässt“, sagt Raschke. Im Zweifel sollte man bei der örtlichen Dienststelle nachfragen. „Vor allem aber: Lassen Sie keine Fremden in Ihr Haus oder in Ihre Wohnung.“

Das Landeskriminalamt Niedersachsen klärt in einem Video-Podcast über die Masche der Trickbetrüger auf.