Braunschweig. Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt erforscht die Effekte der Schwerelosigkeit an zwölf Probanden. Doch leicht verdientes Geld ist das nicht.

Unsere Leserin Eileen Prinzler meint auf unseren Facebookseiten:

10.000 Euro fürs Liegen – das wär’ doch leichtverdientes Geld.

Das Thema recherchierte Lisa Claus

30 Tage liegen, 10.000 Euro Aufwandsentschädigung – so erforscht das DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln die Auswirkungen von Schwerelosigkeit. Zwölf Probanden verbringen ab Herbst 30 Tage im Bett: die Füße um sechs Grad angehoben, in einem Raum mit erhöhter CO2-Konzentration. Das klang für viele verlockend: Schon nach kurzer Zeit meldeten sich mehr als 2000 Interessenten, sagt DLR-Sprecherin Friederike Wütscher unserer Zeitung.

„Es ist sehr wichtig, dass die Probanden gesund sind – sowohl körperlich als auch psychisch“, erklärt Andrea Nitsche aus dem Studienteam. Weitere Voraussetzungen: Die Teilnehmer müssen zwischen 24 und 55 Jahre alt, zwischen 153 und 190 Zentimeter groß und sollten Nichtraucher sein.

30 Tage im Bett zu liegen, hört sich für viele zunächst nach leicht verdientem Geld an. So geht es wohl auch unserer Leserin. „Viele hören 10.000 Euro und bewerben sich sofort“, sagt Nitsche, betont aber auch: „Die Belastung, die mit der 30-tägigen Bettruhe einhergeht, ist nicht zu unterschätzen.“ Durch die fehlende Bewegung lasse beispielsweise die Muskelkraft nach und manche Probanden würden unter Heimweh leiden. Besuch ist laut Nitsche nämlich nicht erlaubt – dieser könne nicht einschätzbare Krankheitserreger einschleppen. Darüber hinaus würden die Teilnehmer in Einzelzimmern liegen.

Die Studie startet im September. Während der ersten zwei Wochen durchlaufen die Probanden mehrere Tests und Experimente, bei denen es vor allem um Sehkraft, Augendruck und Hirnleistung gehe, erklärt Nitsche. Danach geht es 30 Tage in die Waagerechte.

Wie kann man sich den Alltag der Versuchsteilnehmer vorstellen? „Es muss natürlich alles im Liegen erledigt werden“, sagt Nitsche. Dazu zählten auch Nahrungsaufnahme, Körperpflege und der „Toilettengang“, der durch Urinflaschen und Bettpfannen ersetzt werde. Jeder Teilnehmer habe einen eigenen Monitor, auf dem ferngesehen oder geskyped werden, und der sogar mit dem eigenen Laptop verbunden werden kann. „Langweilig wird es auf jeden Fall nicht“, so Nitsche, doch müsse man „für jeden Handgriff jemanden rufen“. Um das Wohlbefinden der Teilnehmer im Blick zu haben, sei für psychologische Betreuung gesorgt. Haben sie die Studie erfolgreich überstanden, sei für die Probanden nach Abschluss ein Physiotherapieprogramm zum Muskelaufbau geplant, sagt Nitsche. Sie versichert – bleibende Folgen der Studie gebe es nicht.

Das DLR hat schon zahlreiche Bettstudien durchgeführt, allerdings ist dies die erste, in der sich alles um die Augen dreht. Bereits bekannt ist, dass sich die Sehkraft der Astronauten im Alter verändert. Nun wird genauer erforscht, was genau mit der Sehschärfe, Schwellung des Sehnervs und erhöhtem Hirndruck passiert.