Braunschweig. Gespannt schaut die Welt nach Amerika und auf die Antrittsrede von Donald Trump. So sind in unserer Region die Erwartungen an seine Rede.

Hannah Schmitz hat Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik aus der Region zu ihren Erwartungen befragt.

Helmut Streiff, Präsident der IHK Braunschweig

Der neue amerikanische Präsident wird in seiner Antrittsrede die bekannte Position „America First“ besonders herausstellen. Auch die Vorstellung zum Bau einer Mauer auf der Grenze zu Mexiko wird Trump wiederholen. Sein Ziel, die Wirtschaft der USA zu stärken, wird er unbeirrt anstreben und sich durch schon erkennbare Zugeständnisse der US-amerikanischen Automobilindustrie in seiner Abneigung gegen offene Handelsgrenzen bestätigt sehen.

Anja Jakobi, Professorin Internationale Beziehungen, TU Braunschweig

Ich erwarte eine Rede, in der sich möglichst viele Amerikaner wiederfinden sollen. Konkrete Aussagen wird Trump nur zu wenigen Themen machen: eventuell zur Reform von Obama-Care sowie die schon oft formulierte Notwendigkeit zu mehr Investitionen multinationaler Konzerne in den USA. Nicht konkret zu werden ist für Trump strategisch vorteilhaft: Er muss sich auf wenig festlegen, hat aber einige Stichworte genannt, auf die er sich später berufen kann.

Ralf Beil, Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg

Es steht zu befürchten, dass Donald Trump die „Greatness“ der Vereinigten Staaten, die seit der Unabhängigkeitserklärung in „God’s own country“ immer wieder beschworen wird, sowohl gegen seine Kritiker in den USA wie auch gegen die Welt wenden wird. Sein „America First“ – ob nun aus latenten Minderwertigkeitskomplexen oder allzu realem Größenwahn geboren – wird in jedem Fall kein Vergnügen für die globale Diaspora außerhalb der USA.

Christoph Schulz, Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Landessparkasse

Aus dem Blickwinkel der Landessparkasse und unserer mittelständischen Kunden hoffe ich, dass von der Rede wirtschaftliche Stabilität und Berechenbarkeit ausgehen werden, denn nichts ist schlimmer für die Märkte als Instabilität und Ungewissheit. Zur wirtschaftlichen Stabilität gehört für mich auch freier Handel ohne Protektionismus.

Eva Stassek, Geschäftsführerin der IG Metall Braunschweig

Trump wird heute versuchen, staatsmännisch aufzutreten. Ob ihm das gelingt, steht auf einem anderen Blatt: Schließlich ist ihm das schon einmal entglitten. Er wird wieder Stärke demonstrieren wollen und sagen, dass er die USA im Bereich Wirtschaft, politischer Einfluss und weiteren Bereichen nach vorne bringen will – obwohl die USA schon jetzt sehr dominant sind. Seine Rede kann auch in Drohgebärden münden.

Scott Stock Gissendanner, Professor für Politikwissenschaften, Göttingen

Ich erwarte eine Version seiner Campaign-Reden, die sehr unstrukturiert und lang waren. Er wird mindestens eine gesellschaftliche Gruppe beleidigen – wahrscheinlich so, dass man sagt, das wäre für Trump gemäßigt. Sollte er schlecht gelaunt sein, wird er auch versuchen, Obamas politisches Vermächtnis schlecht zu reden. Zugleich wird er eine Geste machen in Richtung Versöhnung und nationale Einheit.

Hubertus Heil, SPD-Bundestagsabgeordneter für Gifhorn/Peine

Ich kann nur hoffen, dass Donald Trump im Reden und Handeln in Zukunft an Substanz und Anstand gewinnt. Seine derzeitigen Aussagen sind für einen Präsidenten der USA unangemessen und können großen Schaden anrichten. Für seine Rede erhoffe ich mir mit Blick auf die Krisen und Kriege im Nahen Osten, das Atomabkommen mit dem Iran und seinen politischen und wirtschaftlichen Positionen zu China und Europa Mäßigung und mehr Verantwortungsbewusstsein. Meine Zuversicht hält sich aber in Grenzen.

Joachim Klement, Generalintendant des Staatstheaters Braunschweig

Ich hoffe, seine Antrittsrede ist länger als 140 Zeichen und die Botschaft größer als Amerika First. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Donald Trump in seiner ersten Rede nicht weiter für Spannungen und Irritationen sorgt und sich nicht nur als Präsident aller Amerikaner, sondern auch als verlässlicher Verbündeter zeigt. Die nationalistischen Tendenzen müssen uns Europäer aber enger zusammenstehen lassen.

Bernd Althusmann, Landesvorsitzender der CDU in Niedersachsen

Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, dass die transatlantischen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland auch künftig tragfähig und stark bleiben. Donald Trump sollte die ersten 100 Tage zum Beispiel zur Positionierung gegenüber Deutschland nutzen. Ich empfehle uns allen: lieber mit guter Politik ein Zeichen setzen, als ständig mit 140 Zeichen hetzen.