Braunschweig. Was ist eigentlich Industrieschnee? fragt ein Leser.

Unser Leser Horst-Dieter Steinert fragt:

Neulich sprach man im Wetterbericht von Industrieschnee. Was ist das eigentlich?

Die Antwort recherchierte Hannah Schmitz

Schnee ist nicht gleich Schnee. Bei Industrieschnee handelt es sich um ein sehr lokal vorkommendes Wetterphänomen in der Nähe von Industrieschornsteinen oder Kraftwerken.

Zuletzt gab es Industrieschnee im Dezember bei Stuttgart sowie in Frankfurt-Höchst. Er entsteht nur bei Inversionswetterlagen: Kalte Luft sammelt sich am Boden, in den höheren Lagen ist es wärmer und sonniger. Normalerweise gilt beim Wetter das umgekehrte Prinzip: Je höher, desto kälter. Weitere Bedingungen für Industrieschnee sind geringe Windgeschwindigkeiten, eine nebel- oder hochnebelartige Bewölkung sowie Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.

Bei Inversionswetterlagen wird die feuchte und warme Abluft aus Schornsteinen sofort abgekühlt und in Schneekristalle umgewandelt – es rieselt Schnee rund um die Anlagen. Weil dieser Schnee nur eine Fallhöhe von bis zu wenigen Hundert Metern hat, bildet er keine typischen Schneekristalle aus. „Industrieschnee ist wie feiner Staub“, erklärt Andreas Friedrich, Diplom-Meteorologe vom Deutschen Wetter-Dienst (DWD). Er könne auch mal schmutziger sein oder wegen der feineren Flocken stärker glitzern als normaler Schnee.

Stephan Weber, Klimatologe an der TU Braunschweig, kann sich nicht erinnern, dass in den letzten Jahren Industrieschnee in unserer Region gefallen wäre – obwohl mit den VW-Türmen und den Schornsteinen der Salzgitter AG die passenden Industrieanlagen vorhanden wären.

Industrieschnee tritt laut DWD selten auf. Bei andauerndem Schneefall können jedoch auch hier Schneehöhen bis etwa 10 Zentimeter erreicht werden. Auch wenn Unterschiede im Aussehen kaum zu erkennen sind: Industrieschnee ist menschengemacht – eine anthropogene Beeinflussung des Wetters.