Wolfsburg. VW fördert Elektroautos stärker. Die Wirkung der Kaufanreize für die Umwelt ist allerdings umstritten.

Die Händler der VW-Marken freuen sich. Die „Umweltprämien“ für den Tausch älterer Diesel gegen einen Neuwagen des VW-Konzerns seien das richtige Signal zur richtigen Zeit, findet Dirk Weddigen von Knapp, Geschäftsführer des Volkswagen- und Audi-Partnerverbandes. Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) lobte die Umstiegsprämien. „Ich begrüße es, dass heute VW, Audi und Porsche die Ankündigungen aus der vergangenen Woche zügig konkretisiert haben“, sagte er gestern. Nach Einschätzung von Experten dürfte sich die Wirkung jedoch in Grenzen halten.

Ferdinand Dudenhöffer, der das Car-Center an der Universität Duisburg-Essen leitet, hält diese für „überschaubar“. Schon im Juli hätten die verschiedenen Rabatte einen Höchstwert erreicht, da die Käufer hochgradig verunsichert seien. Im Schnitt gewährten die Händler bei den großen Internetvermittlern für die 30 meistverkauften Neuwagen knapp 21 Prozent Rabatt. Die „Umweltprämien“ seien eine Verkaufsförderung mit Nebeneffekt, Fahrverbote würden so nicht verhindert. „Das wird nicht zu Massenbewegungen führen“, prognostizierte auch Hans-Gerhard Seeba, Professor für Automobilwirtschaft an der Ostfalia-Hochschule.

Einen neuen Golf zum Beispiel bekommen Kunden bis Jahresende 5000 Euro günstiger von VW, wenn sie dafür ihren Diesel mit der Abgasnorm Euro 4 oder älter verschrotten lassen. Um die Neuausrichtung hin zu mehr Elektromobilität zu befeuern, gewährt die Marke VW für den Umstieg auf alternative Antriebe zusätzlich 1000 bis 2380 Euro „Zukunftsprämie“ auf den Bruttolistenpreis. Der beginnt für einen reinen E-Golf bei 35 900 Euro. Die staatliche Kaufprämie für Elektroautos gilt darüber hinaus, in diesem Fall 4380 Euro. Wer seinen alten Diesel gegen einen E-Golf tauscht, könnte in der Summe also knapp 11 760 Euro Nachlass bekommen – plus Händlerrabatt.

Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) machen nur die Prämien für alternative Antriebe Sinn. Die Umweltorganisation hat Fahrverbote vor Gericht eingeklagt und fordert von den Herstellern, nur noch Autos zu verkaufen, die auch auf der Straße die Prüfstands-Grenzwerte erfüllen. „Wir können den Diesel derzeit nicht empfehlen“, sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Zwar gebe es Modelle mit sehr guten Abgaswerten, allerdings sei unklar, wie diese beispielsweise bei Minustemperaturen ausfallen.

Beim „Diesel-Gipfel“ hatten Bund, Länder und Industrie vergangene Woche neben Umstiegsprämien Software-Updates für 5,3 Millionen PKW der Normen 5 und 6 zugesagt; dabei sind die rund 2,5 Millionen Autos eingerechnet, die VW ohnehin zurückrufen muss. Aktuelle Erkenntnisse der Diesel-Motorenforschung machten es möglich, den Stickoxidausstoß per Software zu senken, ohne dass der Motor wie früher gleichzeitig stärker verruße. Das erklärte ein VW-Sprecher auf Anfrage. Zum Beispiel zerstäube der Kraftstoff durch einen erhöhten Einspritzdruck besser und es finde von vornherein eine rußärmere Verbrennung statt.