Braunschweig. Die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz erfüllt viele Aufgaben. In Kürze wird OB Markurth ihr Präsident.

Unser Leser Klaus Türk aus Braunschweig fragt:

Warum gibt die Stiftung Geld für den Dom? Der schwerreichen Kirche gibt man Geld, das für andere Aktivitäten dringend benötigt würde. Notwendig finde ich eine Kontrollinstanz.

Die Antwort recherchierte Michael Ahlers

Der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) wird aus der Politik gute Arbeit bescheinigt. „Die SBK vertritt mit ihrer Arbeit ur-braunschweigische Interessen in Kultur und Gesellschaft und leistet mit ihren millionenschweren Förderungen einen zentralen Beitrag für unsere Region“, lobte jüngst der Braunschweiger SPD-Landtagsabgeordnete Christos Pantazis. Wie unser Leser und auch Pantazis äußerte allerdings der niedersächsische Landesrechnungshof – als Kontrollinstanz – in einem Prüfbericht deutliche Kritik an den Ausgaben der Stiftung.

Gründung: Die Stiftung wurde durch ein Landesgesetz mit Wirkung zum 1. Januar 2005 gegründet. Sie ist eine Stiftung öffentlichen Rechts mit Sitz in Braunschweig. Das Stiftungsvermögen beläuft sich auf mehr als 280 Millionen Euro und besteht größtenteils aus Immobilien und Finanzeinlagen. Zu den Liegenschaften gehören unter anderem Kulturgüter wie der Kaiserdom in Königslutter, viele Klöster und Kirchen sowie mehr als 20 Stiftungs- und Klostergüter. Die Stiftung verfügt nach eigenen Angaben über rund 9000 Hektar Acker- und 5300 Hektar Waldflächen.

Warum wurde die Stiftung zum Jahr 2005 gegründet?

Hintergrund ist die Verwaltungsreform in Niedersachsen. Die zum Jahr 2005 abgeschaffte Bezirksregierung Braunschweig hatte die Vermögen des Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds (1569 gegründet) sowie der Braunschweig-Stiftung von 1934 verwaltet. Es musste außerdem eine Lösung gefunden werden, ohne Bezirksregierung, die in der Landesverfassung abgesicherten Belange des früheren Landes zu bewahren und weiterzuentwickeln. Unter dem Dach der SBK vereinen sich seitdem die beiden alten Stiftungen. Die SBK sieht ihre Rolle allerdings bei aller Tradition aktiv und in die Zukunft gerichtet.

Stiftungszweck: Die Stiftung soll laut Gesetz die kulturellen und historischen Belange des ehemaligen Landes Braunschweig fördern. Ihr obliegt es dabei laut Gesetz „insbesondere“, aus den Erträgen des Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds kirchliche, kulturelle und soziale Zwecke im ehemaligen Land Braunschweig zu fördern. Aus den Erträgen der Braunschweig-Stiftung werden die Technische Universität Braunschweig, das Staatstheater Braunschweig und das Braunschweigische Landesmuseum unterstützt.

Organisation: An der Spitze der SBK steht ein Stiftungsrat mit dem ehemaligen Braunschweiger OB Gert Hoffmann (CDU) als Präsident. Diese Funktion geht Ende des Monats auf OB Ulrich Markurth (SPD) über. Vizepräsident ist Gerhard Glogowski (SPD), früherer Ministerpräsident und Ex-Innenminister. Die Geschäfte führt Direktor Tobias Henkel. Die Stiftung hat laut Henkel derzeit 16 Mitarbeiter, in ihren Bereich fallen auch drei Revierförstereien. Die SBK soll durch eine Gesetzesänderung mehr Spielraum in Personalfragen bekommen. Die Stiftung darf die Erträge der Teilvermögen ausschließlich für die eigene Verwaltung und zur Erfüllung der Stiftungszwecke einsetzen. Ein Teil ihrer Aufgaben entfällt naturgemäß auf die Vermögensverwaltung. Jährlich wurden zuletzt rund 3 Millionen Fördermittel vergeben.

Aufgaben und Projekte (Auswahl):

Kaiserdom: Mit der Intention, den sanierten Kaiserdom Königslutter als herausragende Kulturstätte zu etablieren, veranstaltete die Stiftung im Dom regelmäßig eigene Kulturprojekte von Konzerten bis zu Workshops. Sanierung und Restauration für insgesamt neun Millionen Euro bezeichnet Hoffmann als einen „Leuchtturm“ der Arbeit. „Die SBK ist Eigentümerin der Kirchenorte“, sagt Stiftungsdirektor Tobias Henkel zur Frage unseres Lesers.

Das Sanieren des Klosters Walkenried (Unesco-Weltkulturerbe) läuft noch. 2015 übernahm die Stiftung die Veranstaltung „Walkenrieder Kreuzgangkonzerte“ im Kloster Walkenried vom Landkreis Osterode. Die Stadt Braunschweig übertrug Klosterkirche und Gut Riddagshausen auf die Stiftung. Dazu zählt auch die Gaststätte „Grüner Jäger“. Die Stiftung hat ein Sanierungskonzept vorgelegt.

Die Stiftung hat für das Land Niedersachsen die regionale Kulturförderung übernommen.

Im kulturellen Bereich unterstützt der Kloster- und Studienfonds Aufführungen nichtstaatlicher Theater, Ausstellungen bildender Künstler sowie zahlreiche Konzertveranstaltungen. International bekanntwurde die Festivalreihe „Soli Deo Gloria“. Bildende Künstler fördert die Stiftung auch durch Stipendien, außerdem setzt sie sich für die Erforschung mittelalterlicher sowie die Förderung moderner Literatur ein, letzteres durch Ausschreibung und Vergabe an Schriftsteller im Fördergebiet.