Wolfsburg. Weltweit verkauften die Wolfsburger in den ersten elf Monaten 1,6 Prozent mehr Autos. Im November beschleunigte sich das Wachstum.

Unser Leser Helmut Krüger aus Wolfsburg wünscht sich:

VW sollte alles tun, um die Verkaufszahlen in China konstant zu halten... Die entsprechenden Fahrzeuge: abgasarme Autos gegen den Großstadt-Smog und Low-cost-Fahrzeuge für die nachkommende untere Mittelschicht.

Dazu recherchierte Andreas Schweiger

Trotz der Belastungen aus dem Abgas-Skandal wird die Marke VW das Jahr voraussichtlich mit einem Verkaufsplus abschließen. In den ersten elf Monaten des laufenden Jahres steigerte die Marke ihre weltweiten Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,6 Prozent auf knapp 5,42 Millionen Autos. Im November betrug das Plus sogar 7,5 Prozent. Das teilte VW mit. Der größte Wachstumstreiber war einmal mehr China. Von Januar bis November stiegen die Verkäufe um 12,6 Prozent auf knapp 2,7 Millionen Autos, im November legte die Marke mit 15,4 Prozent noch stärker zu.

Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann erwartet, dass sich dieses Wachstum im Dezember beschleunigt. Grund: Die chinesische Regierung kappe die steuerliche Förderung von kleinmotorigen Autos zum Jahresende. Deshalb sei damit zu rechnen, dass zahlreiche Bestellungen in den Dezember vorgezogen werden.

Nach Angaben Stackmanns verfügt die Marke VW in China über einen Marktanteil von 13,3 Prozent und ist mit großem Abstand Marktführer. Honda als zweitstärkste Marke halte einen Marktanteil von 5,5 Prozent. Ziel von VW müsse sein, den Vorsprung mindestens zu halten.

Gelingen soll dies zum Beispiel mit Geländelimousinen (SUV), die weltweit immer beliebter werden. VW müsse aber auch mit Elektro-Antrieben und der Verbindung des Autos mit dem Internet eine Spitzenposition in China beanspruchen. „China ist auf gutem Weg, das neue Silicon Valley zu werden“, sagte er.

Auch in Europa gelte es, die starke Marktposition zu verteidigen. Allerdings ist der europäische Markt zerklüftet. Verkaufsrückgängen im Westen des Kontinents und in Deutschland stehen kräftige Zuwächse in Zentral- und Osteuropa gegenüber.

Auf dem Heimatmarkt Deutschland gab es in den ersten elf Monaten ein Minus von 6,6 Prozent, im November gingen die Verkäufe sogar um 16 Prozent zurück. Stackmann führte diese Entwicklung auf die Zurückhaltung vor allem privater Kunden zurück – als Folge des Abgas-Skandals. Als zweiten Faktor nannte er, dass Dienstfahrzeuge von VW-Mitarbeitern nicht mehr sechs, sondern zwölf Monate gefahren werden. Zur Verlängerung der Nutzungszeit von Dienstfahrzeugen habe sich VW entschlossen, um den Gebrauchtwagenmarkt zu entlasten. Wegen des Abgas-Skandals habe die Gefahr bestanden, dass die betroffenen Autos zu stark an Wert verlieren. Nun seien die Restwerte stabil.

Das beste Instrument, um das Vertrauen zurückzugewinnen, sei die reibungslose Nachrüstung der von den Abgas-Manipulationen betroffenen Autos. „Das Wichtigste für Kunden ist die konkrete technische Lösung und der Termin in der Werkstatt“, sagte er. Inzwischen lägen für 90 Prozent der betroffenen Autos in Deutschland die Nachrüstungsfreigaben des Kraftfahrt-Bundesamtes vor.

Großen Nachholbedarf für die Marke VW sieht Stackmann in Nord- und Südamerika. In den USA betrage der Marktanteil nur 2 Prozent. „Wir müssen eine Marke werden, über die in den USA neu nachgedacht wird“, sagte er. Deshalb wolle VW unter anderem mit SUV neu angreifen und Wettbewerbern Marktanteile abjagen. Der neue Golf Alltrack und der überarbeitete US-Passat setzten im November bereits ein Zeichen: Die Verkäufe schnellten um 24,2 Prozent in die Höhe.