Osterode. Lars Cohrs sorgte mit seiner Lesung in Osterodes Bibliothek für einen amüsanten Abend.

Um Frühaufsteher und Langschläfer, die Tücken klingelnder Wecker und morgendliche Orientierungslosigkeit ging es am Donnerstagabend in der Stadtbibliothek, als Lars Cohrs auf Einladung des Stadtmarketings mit seiner Lesung „Der frühe Vogel kann mich mal“ zu Gast war.

Den Titel hatte Cohrs voller Überzeugung gewählt, wie er erzählte. Nachdem er 30 Jahre lang Morgensendungen im Radio moderiert hatte, die letzten zehn bei NDR 1, hat er kürzlich diesen Job an den Nagel gehängt. „Immer um 2.15 Uhr aufzustehen, ist nicht schön.“ Zwei Wecker habe er dafür gebraucht, einen außerhalb seiner Reichweite, was des öfteren ein an der Bettkante aufgeschlagenes Schienbein zur Folge hatte.

Schluss mit dem Schlafdefizit

„Frühdienstler haben Schatten unter den Augen, neigen zu Trägheit und Übergewicht“, stellte Cohrs fest. Als seine Tochter ihm aufgrund dieser Attribute bescheinigt hatte, er sähe aus wie ein Panda, habe er sich gesagt, mit dem Schlafdefizit müsse nun Schluss sein. „Auf Dauer macht Nachtarbeit krank und dick.“

Neben diversen Anekdoten über abstruse Kollegengespräche in den all zu frühen Morgenstunden, kuriose Nachrichtenmeldungen, zutrauliche Höreranrufe und hanebüchene Schlagertexte, mit denen er das Publikum gemäß des augenzwinkernden Untertitels „Ein Ex-Morgenmoderator packt aus“ amüsierte, hatte Cohrs natürlich auch eine Auswahl humoriger Literatur zum Thema im Gepäck.

Mit Dieter Nuhr, Harald Schmidt und Dieter Hildebrandt warf er beispielsweise einen satirischen Blick auf das morgendliche Ungemach verdrießlicher Anrufe, verworfener Vorsätze und das Unvermögen, sich den Anforderungen eines Vormittags zu stellen.

Eckart von Hirschhausen ließ er medizinisch fundiert der Frage nachgehen, warum die wache Zeit eigentlich so wichtig genommen wird, wo der Schlaf doch der Urzustand des Menschen ist.

Gleich einige Male griff Cohrs zu Bettina Hennigs titelgebendem Buch, das mit Geschichten und unterhaltsam aufbereiteten erstaunlichen Fakten die individuellen Schlafgewohnheiten beleuchtet. 6.18 Uhr ist in deutschen Haushalten die durchschnittliche Aufstehzeit, was Millionen Deutsche zu Morgenmuffeln mache, weil sie gegen ihren Biorhythmus leben müssten, hieß es da.

Neue Erkenntnisse

Ob jemand zum Typus der früh wachen Lerche oder der eher nachtaktiven Eule gehöre, bestimme die genetisch bedingte innere Uhr, behauptet die Autorin und bricht eine Lanze für die Langschläfer, die geselliger, gelassener, einfallsreicher und kreativer seien. Diese Meinung machte sich auch der Ex-Morgenmoderator zu eigen und demonstrierte sein neues Credo „Der frühe Vogel kann mich mal“ auf T-Shirt und Kaffeetasse.

Egal ob Lerche oder Eule, die Besucher blieben an diesem Abend hellwach. Denn in seiner ganz eigenen prägnanten Art rezitierte und plauderte der anscheinend stets gut aufgelegte Entertainer, so dass die Zuhörer in der Stadtbibliothek eine äußerst vergnügliche, kurzweilige Lesung mit einigen neuen Erkenntnissen erlebten. So wurde Cohrs Ankündigung, mit seinem Weihnachtsprogramm abermals nach Osterode zu kommen, denn auch mit Begeisterung aufgenommen.