Osterode. Das multikulturelle Theaterstück „Karline“, aufgeführt von Schülern und Geflüchteten, hatte Premiere.

„Karline lief davon, denn Feuer fiel vom Himmel“: So beginnt die Geschichte vom Flüchtlingskind Karline, das eine neue Heimat sucht, aber nirgendwo willkommen ist. Zu einem interkulturellen und inklusiven Theaterstück begrüßte Hausherr Dirk Pruschke ein vielköpfiges Publikum in der Wartbergschule.

Denn aufgeführt wurde das Bühnenspiel „Karline“ von Schülern der Grundschule Dreilinden und der Wartbergschule gemeinsam mit Flüchtlingen der Einrichtung Starq.

Fast ein Jahr lang hatten sich die Teilnehmer des Projekts, das von der Evangelischen Jugend Harzer Land getragen wird, mit dem Thema Flucht und Unterschiede der Kulturen auseinandergesetzt und für die Theaterpremiere geprobt, erklärte Pruschke.

Das Ergebnis war beeindruckend. Einfühlsam, packend und trotz des ernsten Themas kindgerecht hatte Marlis Heringhaus das Stück inszeniert, das bei aller Dramatik auch einige komische Momente zu bieten hatte. Erzählt wurde, wie ein Mädchen in den Kriegswirren seine Eltern und seine Heimat verliert und auf der Suche nach einem neuen Zuhause auf Unverständnis, Gleichgültigkeit und Ablehnung stößt. „Sie mögen mich nicht, sie helfen mir nicht“, lautet Karlines wiederkehrende Klage, während sie müde und hungrig, einsam und voller Angst unterwegs ist, und damit auch für jüngere Zuschauer erlebbar machte, wie sich ein Kind allein und ohne Schutz auf der Flucht wohl fühlen mag. Schließlich gab es jedoch nach langer Odyssee ein Happyend für Karline, und sie findet, was sie so verzweifelt gesucht hat: Freunde, die sie aufnehmen und verstehen. Eine einfallsreiche Dramaturgie mit tollen optischen und akustischen Effekten, eine gelungene Kulisse und fantasievolle Kostüme schufen eine dichte Atmosphäre. Eindrucksvoll war aber vor allem, wie die jungen und älteren Darsteller zwischen neun und 39 Jahren gekonnt und fast schon professionell in verschiedene Rollen schlüpften und spürbar als harmonisches Ensemble agierten. Es gab viel Applaus.

Menschen zusammengebracht

Marlis Heringhaus als Motor des Projekts und ihrem Team sei es gelungen, junge Menschen mit anderen zusammenzubringen, die ihre Heimat verlassen mussten, lobte der stellvertretende Bürgermeister Peter Wendlandt. Die Geflüchteten müssten lernen, sich hier zurechtzufinden, und die Osteroder müssten lernen, bei der Integration zu helfen. Der beste Weg dahin sei, Kontakte herzustellen, wie es bei dem Theaterstück passiert sei.

Weitere Gelegenheit zu Kontakten gab es im Anschluss an die Aufführung. Das Sprachpatenprojekt von Starq unter der Leitung von Angela Zölke hatte für ein kostenloses afghanisches Buffet gesorgt, das von passender Livemusik begleitet wurde und so den Rahmen zum Kennenlernen und für Gespräche bot.