Nordhausen. Luther-Musical ist nach seiner Premiere nochmals am 7. Mai und 13. Mai in St.-Blasii in Nordhausen zu erleben.

Die Stadt Nordhausen hat enge Beziehungen zu Martin Luther und zur Reformation. Schon 1522 wurde die erste evangelische Predigt in Nordhausen gehalten – und zwei Jahre später berief der Rat der Stadt Nordhausen den Reformator Johannes Spangenberg als Pfarrer an die St.-Blasii-Kirche und bekannte sich offiziell zur Reformation.

„Ich weiß keine Stadt am Harze oder sonst, welche sich dem Evangelio so bald unterworfen als die Stadt Nordhausen, das wird sie vor Gott und allen anderen in jenem Leben Ehre haben“, schrieb Martin Luther.

Uraufführung in St.-Blasii -Kirche

Und so bemühten sich alle verantwortlichen Kräfte im 500. Jahr der Wiederkehr der Reformation um ein würdiges Gedenken: Daniel Klajner, der seit der Spielzeit 2016/2017 Intendant der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH ist, schrieb und komponierte gar ein „Nordhäuser Luther-Musical“.

Jetzt wurde es in der St.-Blasii- Kirche uraufgeführt – mit größtmöglichem Aufwand: Neben Solisten des Ensembles, zahlreichen Sprechrollen, wirkten das Loh-Orchester unter der Leitung des Intendanten, der Opernchor (Einstudierung Markus Popp) und das Opernballett (Choreographie der Ballettchef Ivan Alboresi) mit. Für die Massenszenen traten die Nordhäuser Kantorei (Leitung Michael Kremzow) und der Nordhäuser Kinderchor (Leitung Thomas Hofereiter, der Kantor der katholischen Nordhäuser Domes), das Seniorentheater „Die Silberdisteln“, der Junge Zirkus Zappelini und der Theaterjugendclub mit auf die Bühne – eine Schräge vor dem Altar, der durch eine große, jeweils in unterschiedlichen Farben angestrahlte große Scheibe – Sonne? – verdeckt war.

Natürlich ließen sich in diesen anderthalb Stunden (ohne Pause) nur einzelne Szenen aus dem reichen Leben des Martin Luther anreißen. Das Libretto ist historisch sehr konkret und vermittelt im Spiel viele Fakten über die Zeit. Es beginnt mit Martin Luther in seinem Studierzimmer – sehr ausdrucksvoll: Thomas Kohl als Luther. Er kämpft mit dem leibhaftigen Teufel und zermartert sich mit der entscheidenden Frage: Wie gewinne ich einen gnädigen Gott? Melanchthon (Andreas Schwarze) regt Luther zur Übersetzung der Bibel an und hilft ihm dabei.

Klajner stellt Luther in allen Szenen eine weibliche Figur zur Seite. Zuerst ist es ein Engel mit einem Liebeslied, dann die Heilige Anna – und die Figuren münden schließlich in Katharina von Bora, wie die Frauen zuvor gesungen von Anja Daniela Wagner, die von einem satten Alt in einen hohen Mezzosopran aufgestiegen ist.

Luther geht in das Augustinerkloster in Erfurt und wird von Staupitz nach Rom geschickt. Der Papst (Anja Eisner in einer Sprechrolle) lässt Ablassbriefe drucken, um seine Peterskirche zu finanzieren.

Großartig die Massenszene, wie das Volk dem Mönch Tetzel (Marian Kalus mit forderndem Tenor) die Ablassbriefe aus der Hand reißt. Weder auf dem Reichstag zu Augsburg noch dem zu Worms widerruft Luther seine Thesen. „Hoch lebe Martin Luther“, singt das ganze Volk auf der Bühne.

Nach Trauung und Alltag in Luthers Familie kommt das Ende: Luther stirbt. Auf der Bühne steht der Kinderchor in weißen Gewändern vor allen Mitwirkenden und singt „In Paradisum“.