Osterode. „Menschens-Kinder“, eine Porträt-Ausstellung von Hartmut Funk, ist im Foyer der Stadthalle Osterode zu sehen.

Der Hobbymaler und Freizeitgrafiker Hartmut Funk lebt in Sieber. Er wurde am 11. September 1941 in der heute östlichsten Stadt Deutschlands, in Görlitz an der Neiße, geboren. Seitdem, so sagt er, trage er das Sternbild Jungfrau mit sich herum – und das lebenslänglich.

Allerdings hieß er erst einmal Hartmut Herzig, denn „Vati hat uns erst später geheiratet“.

In der Heimat verfügt Funk über berühmte Nachbarn

In Görlitz, wo bereits vor 400 Jahren der Schuhmacher und Philosoph Jakob Böhme wirkte, der Humorist Werner Fink das Licht dieser Welt erblickte und der kritische „Scheibenwischer“ Dieter Hildebrandt im nahen Bunzlau zum ersten Mal mit einem Schrei auf die Bühne des Lebens drängte, hat Hartmut Funk bis zum Abitur in der Grund- und Oberschule einige Hosenboden durchgewetzt. Hier entstanden auch seine ersten Reimereien.

Sein Studienwunsch war Grafiker und Buchillustrator, aber „die widrigen Winde des real existierenden Sozialismus“ wehten ihn in andere Richtungen: Lehre als Schrift- und Reklamemaler, Bühnenbau beim Fernsehfunk, Kraftfahrer, Glasbearbeiter für Sandstrahlarbeiten, Grafiker und Werbeleiter an den Theatern Görlitz und Zittau, zuständig für die Schaukästen, Großflächenwerbung und Plakate; Szenenbild-Assistent beim Fernsehen der DDR – nur kurzfristig, wegen seiner „staatsfeindlichen Gesinnung“, wie später aus 380 Seiten seiner Stasi-Akte ersichtlich wurde; dann Druckform-Hersteller, Siebdrucker und „Amateur-Jurist in eigener Sache“ – zwei Jahre Prozesse „Funk gegen Fernsehfunk“.

Vor der Stasi die Briefe in Sofapolsterung versteckt

Doch als der „Wind der Menschenrechte“ nach Unterzeichnung der „Schlussakte von Helsinki“ verstärkt in Richtung Westen wehte, bemühte er sich vier Jahre lang um die Aussiedlung aus der DDR mit interessanten Diskussionen – immer knapp am Knast vorbei.

Seiner neuen Heimat Harz treugeblieben

Die gesellschaftskritischen Gedichte, die er damals schrieb, und die er nur im politisch „ganz zuverlässigen“ Freundeskreis zum Besten gab, waren gut in der Sofapolsterung versteckt, so dass sie bei einer „konspirativen“ Haussuchung nicht der Stasi in die Hände fielen.

So aber wurde Funk schließlich 1979 ein „zugereister West-Harzer“ und ist dieser neuen Heimat bis heute treugeblieben. Und ein neuer Beruf kam auch wieder dazu: zwei Jahrzehnte Außendienst bei Großkunden von Fensterfirmen.

1993 verdichtete er im wahrsten Sinne des Wortes seine gemachten Lebenserfahrungen in tiefsinnigen und doch kurzweiligen Komödien-Texten. „Mensch GmbH & Co. KG“ ist ein Kaleidoskop der verteufelt menschlich-göttlichen Geschichte. Natürlich reimt sich alles wieder. Leider fand sich bisher noch keine Bühne für eine Aufführung.

Als Sternsinger protestiert: Bitte keine Bomben auf Irak“

Im Januar 2003 protestierte Hartmut Funk als „Sternsinger“ verkleidet und als einer der Ersten in zwölf Städten gegen den damals drohenden Krieg: „Bitte keine Bomben auf Irak“ – einige Zeitungen und sogar das NDR-Fernsehen berichteten von seiner Aktion. Interessante Gespräche auf den Straßen von Leipzig, Dresden und Berlin und am 13. Januar 2003 vor dem Bundeskanzleramt – genau „um 5 vor 12“. Seinen Bericht darüber hat ihm der damalige Dienstherr dieses Hauses, Kanzler Gerhard Schröder, bestätigen lassen mit der Garantie, dass sich Deutschland an keinerlei Kriegshandlungen beteiligen werde.

Dem „Zirkel der Schreibenden“ angeschlossen

Im November 2003 schloss sich Hartmut Funk dem „Zirkel der Schreibenden“ an und betreibt als Rentner nun wieder aktiv seine Hobbys Zeichnen, Malen und Dichten. Am Theater Nordhausen spielte er mit den grauhaarigen „Silberdisteln“ ein nicht ganz altersgerechtes Stück: „Romeo und Julia“ – er als Romeo, dann der Bürgermeister im „Besuch der alten Dame“ und nach einer längeren Pause der Dichter im 1. Teil von Goethes Tragödie „Faust“.

Zwischendurch veranstaltet er Lesungen mit eigenen Gedichten aus seinen selbst verlegten Büchern „Mensch GmbH & Co. KG“ und „Funkenflug“. Und Hartmut Funk hofft darauf, irgendwann einmal als „Altes Talent“ entdeckt zu werden!