Wulften. Der Wolf war eines von mehreren Themen bei der jüngsten Mitgliederversammlung der Jägerschaft Osterode.

Zu einem jagdpolitischen Rundumschlag holte der Präsident des Deutschen Jagdverbandes, Hartwig Fischer, während der Mitgliederversammlung der Jägerschaft Osterode aus. Er wollte erreichen, dass insbesondere die Ehrengäste noch mehr über das Thema Jagd erfahren.

„Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter der Jagd und uns Jägern. Aber es gibt Gruppen, die uns sprichwörtlich am Nasenring durchs Kulturland ziehen. Und das lassen wir uns nicht gefallen“, betonte Fischer. „Wir gehen keinem Hobby nach, sondern haben Verantwortung für Wild, Jagd und Natur“, so Fischer weiter.

Einigung mit Kürschnern

Man habe zwei Neuerungen auf den Weg gebracht. Die eine ist die Kampagne „Wild auf Wild“, mit der Wildfleisch nachhaltig als frisches und gesundes Produkt vorgestellt und verkauft werden soll. Außerdem wurde eine Fellwechsel GmbH gegründet und sich mit dem Kürschner Handwerk ausgesprochen. Somit besteht jetzt die Möglichkeit, dass nur Felle aus der offiziellen Jagd und nicht aus zweifelhaften Zuchten verwendet werden.

Dr. Karl Schumann, der ebenso wie sein Stellvertreter Claus-Wilhelm Deig einstimmig in seinem Amt bestätigt wurde, sprach die Jagdsteuer, die im Kreis Göttingen erhöht werden soll, und das Thema Wolf an. Glücklicherweise seien trotz der Kreisfusion die Arbeitsplätze der Jagdbehörde im Kreishaus in Osterode zu finden. Die vier Jägerschaften Duderstadt, Göttingen, Münden und Osterode sind weiter unabhängig. Gelungen sei es zudem, eine Erhöhung der Jagdsteuer von 15 auf 18 Prozent zu verhindern. Die neue Jagdsteuer im neuen Landkreis Göttingen bleibe bei 15 Prozent. In Niedersachsen gebe es bereits Landkreise, die keine Steuer dieser Art mehr erheben, machte Schumann aufmerksam.

Zum Wolf sagte Dr. Schumann, dass dieser auf natürlichem Wege schneller wieder zurück nach Niedersachsen gekommen sei, als Schumann es persönlich erwartet habe. Laut Wolfs-Monitoring in Niedersachsen sind derzeit acht Rudel bekannt, die regelmäßig Nachwuchs haben. Acht weitere Gebiete stehen unter Beobachtung. Hinzu kommen drei Einzelnachweise. Seit 2008 hätten 153 Übergriffe auf Nutztiere dem Wolf zugerechnet werden können. „Die Politik muss Lösungen für diese Konflikte finden und darf sie nicht einfach auf dem Rücken der Betroffenen aussitzen“, forderte Schumann. Es gebe inzwischen gute oder zumindest pragmatische Lösungen in anderen europäischen Ländern, von denen man in Deutschland lernen könne.

300 neue Reviere nach Fusion

Claus-Wilhelm Deig, der stellvertretende Kreisjägermeister, legte den Jahres- und Streckenbericht vor. Bedingt durch die Kreisfusion sind von der unteren Jagdbehörde jetzt sämtliche Reviere des neuen Großkreises zu verwalten. Waren es bisher 90 Reviere sind rund 300 Reviere aus dem Altkreis Göttingen hinzugekommen.

Laut Streckenbericht „Rotwild“ wurden im abgelaufenen Jagdjahr 2 391 Stück Rotwild erlegt. Das Gesamtsoll von 3 000 Stück wurde nicht erreicht, da einige Jagden aufgrund des Schneefalls und der Notzeit nicht stattgefunden haben. Zum Schwarzwild gab Deig zu bedenken, dass die Lebensbedingungen ideal gewesen seien. Um ein weiteres Anwachsen zu verhindern, dürfe die Bejagung nicht nachlassen.

Bei der Rehwildbejagung sei das Gros der Böcke nur drei- und vierjährig gewesen. „Vielleicht lohnt es sich doch, den einen oder anderen Bock älter werden zu lassen“, empfahl Deig. Die Hasen und das Rebhuhn stehen lange nicht mehr auf der Jagdliste. „Wir Jäger verstehen was von Fauna und Flora. Dass wir weiter jagen müssen, ist unstrittig, die immer weiter ansteigenden Schalenwildbestände erfordern dieses“, so Deig. Abschließend gab er noch die Erleger oder Revierinhaber der drei stärksten Böcke bekannt: Töpperwien, Revier Förste I für den stärksten Bock, Büsing, Revier Scharzfeld II, und Gerlach, Revier Pöhlde III.

Rudi Eichler, Obmann der Jungjägerausbildung, teilte mit, dass im Mai die Prüfung für den laufenden Jungjägerlehrgang ansteht. Der neue Lehrgang startet im übernächsten Jahr. Dirk Böger, Obmann der Bläsergruppe, teilte mit, dass man zurzeit 62 Mitglieder zählt. 21 von ihnen sind aktiv, zwei in der Ausbildung.

Jäger haben Pflegeauftrag

Andreas Körner, Mitglied des Kreistages, ging auf die Jagdsteuer ein, die noch aus einer Zeit stamme, in der es Überschüsse aus der Jagd gab. Das sei heute nicht mehr so. „Vielmehr haben Jäger einen Pflegeauftrag und erfüllen im öffentlichen Interesse große Aufgaben“, so Körner. Bundestagsabgeordneter Dr. Roy Kühne mahnte zum Dialog zwischen Politik und Jäger: „Wenn sie nicht laut sind, dann werden sie nicht gehört.“

Im weiteren Verlauf wurden 25 Mitglieder, die der Jägerschaft seit 60, 50 und 40 Jahren die Treue halten, geehrt. Das Goldene Rebhuhn der Landesjägerschaft erhielt Klaus Liebing, ehemaliger stellvertretender Landrat.