Osterode. Wildes Holz spielte auf Einladung der Jazzfreunde Osterode am Freitagabend in Osterode.

Warum haben sich Generationen von pubertierenden Jungs mit der Gitarre abgemüht? Haben sich die zarten Finger an rauen Saiten ruiniert? Alles nur, um die Mädels zu beeindrucken. Wie man dies mit dem scheinbar biederen Instrument Blockflöte machen kann, das hat das Trio Wildes Holz am Freitag in der BBS II gezeigt. Das Konzert der Jazzfreunde war restlos ausverkauft – und das Publikum restlos begeistert.

Seit 1998 ist das Trio unterwegs, und es hat eine Mission. Handgemachte Musik ist mehr als bedächtiges Sinnieren über die Schlechtigkeit der Welt. Auch unplugged kann richtig abgehen und die Blockflöte muss dringend vom biederen Image des Musikunterrichts befreit werden.

Ist es Jazz? Ist es Akustik-Pop? Ist es Rock oder was ganz anderes? Man muss die überstrapazierte Formulierung vom „Überwinden der Genregrenzen“ bemühen, um es annähernd zu beschreiben.

Mal swingt es, mal rockt es, mal bossa novat es und dann schimmern Klassik und Barock hindurch. Conrads, Karaula und Reisige bedienen sich im Fundus der Musik und kreieren ihren sehr eigenen Stil.

Kongeniale Partner

Johann Sebastian Bach und Michael Jacksons Billy Jean passen zusammen in ein musikalisches Bett. Auch Mozart schlüpft noch mit unter die Decke und Deep Purple finden auch noch ihr Plätzchen. Allen Gitarreros sei gesagt: „Smoke on the water“ klingt auch in der Holz-Version cool.

Das erste Set vor der Pause war noch so etwas wie ein Abtasten. Schließlich waren die Erwartungen groß. Conrads, Karaule und Reisige machten das Auditorium erst einmal mit dem Konzept bekannt.

Es geht nicht nur um die Befreiung der Blockflöte. Anto Karaula an der Gitarre und Markus Conrads am Kontrabass sind nicht das Begleitpersonal, sondern kongeniale Partner.

Flötenensemble entsteht

Solch ein Konzert ist jedes Mal anders und einzigartig. Tobias Reisige führt sein Arsenal an Blockflöten vor, spielt jeweils ein paar Noten und dank Loop-Technik wird das vorherige zur Begleitung des aktuellen. So entsteht Schritt für Schritt ein ganzes Flötenensemble und am Ende erklingt Coldplays „Vida la vida“ für Holzbläser. Großartig.

Eine Flöte kann auch ganz andere Töne. Mal macht Reisige aus seinem Instrument Klanghölzer, mal klingt es wie eine Snare Drum und ein Hi Hat. Die Blockflöte als Percussionsgruppe? Doch, es geht.

Furioses Finale

Wildes Holz beherrschen auch das Spiel mit dem Publikum. Willfährig gespielt lässt es sich an diesem Abend auf alles ein. Zuvor haben sie mit Eddy Grants „Gimme me hope Joanna“ die letzten Schranken fallenlassen.

Eddy Grant, Township Jive und Blockflöte? Das passt und das geht richtig ab – und zum Schluss schnaufen Flöte und Auditorium wie eine alte Dampflok.

Danach können die Drei machen, was sie wollen, das Publikum jubelt sowieso. Mit der Holz-Version von Black Sabbaths „Paranoid“ legen sie noch einmal ’ne Schippe drauf. Alles endet in einem furiosen Finale mit „Born to be wild“ für Kontrabass.

Mission erfüllt

Wildes Holz hat seine Mission erfüllt. An diesem Abend wurde die Blockflöte vom Image des schäbigen Kinderspielzeugs befreit.

Das sollten sich viele Musiklehrer einmal zu Herzen nehmen – und natürlich alle Jungs, die den Mädels Gitarre spielend imponieren wollen.