Nordhausen. Die Oper „Salome“ feierte Premiere am Theater Nordhausen.

Die Geschichte der Salome spielt vor 2 000 Jahren. Sie ist in der Bibel beschrieben. Vor 150 Jahren nahmen sich mehrere europäische Dichter dieses Themas an. Nach einer Vorlage von Oscar Wilde machte sich Richard Strauss an die Vertonung. Die beschimpfte und gefeierte Uraufführung der „Salome“ am 9. Dezember 1905 an der Dresdener Semper-Oper wurde der grandiose Durchbruch für Strauss.

Die Oper ist ein Einakter, die kurze Dauer (eine Stunde, 40 Minuten, ohne Pause) drängt das dramatische Geschehen eng zusammen auf die Konfliktspannung zwischen Salome und Jochanaan (Johannes der Täufer, stimmgewaltig dargestellt von Yoontaek Rhim), später zwischen Herodes (hervorragend gespielt und gesungen von Karsten Münster), seiner Frau Herodias (Anja Daniela Wagner) und der überragenden Dänin Majken Bjerno als Salome. Die Handlung spielt auf der Terrasse vor Herodes’ Palast mitsamt Gefängnis in einer Zisterne. Die Regisseurin Anette Leistenschneider umgibt den Ort mit verfallenen Mauern, ein Zeichen für alles, was in diesen Stunden zerfällt. „Es wird Schreckliches geschehen“, ertönt es mehrmals.

Zurückgewiesen und verflucht

Salome kommt aus dem Palast auf die Terrasse und hört fasziniert, wie Jochanaan aus dem Verlies heraus den kommenden Messias preist. Sie bezirzt den sie liebenden Narraboth, den Hauptmann der Leibgarde (Angelos Samartzis mit strahlendem, gequälten Tenor), Jochanaan herauszuholen. Salome steigert sich in ein Begehren, dass sie für Liebe hält, und preist Jochanaans Leib, sein Haar und seinen Mund, – „Lass mich deinen Mund küssen, Jochanaan“ – wird jedoch zurückgewiesen und verflucht.

Herodes kommt aus dem Palast und bittet seine Stieftochter Salome, für ihn zu tanzen. Erst, als er schwört, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, tanzt Salome den „Tanz der sieben (blutroten) Schleier“, und fordert nun den Kopf des Jochanaan auf einer Silberschüssel. Trotz allen Windens und zahlloser Ersatzangebote beharrt sie auf ihrer Forderung, und erhält nun Schüssel und Haupt.

„Hättest Du mich angesehen, du hättest mich geliebt. Und das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes“, und innig liebt sie den Totenkopf mit einem langen Kusse – faszinierend und abstoßend. Sie hat ihren Willen, ihr Begehren erfüllt – aber hat sie ihn geliebt? Herodes lässt Salome töten.

Kostüme und Bühnenbild sind wie immer farbenreich und prächtig, und das Loh-Orchester unter seinem Chefdirigenten Michael Helmrath gibt die musikalische Grundierung für dieses fürchterliche Drama.

Prof. Dr. Berend Willms