Braunschweig. Rund 150 Menschen demonstrieren für eine Lösung des durch die LOT-Insolvenz akuten Raumproblems – Kulturdezernentin Hesse macht Hoffnung.

Die Spielstätten fehlen: Weil der Verein LOT-Theater und sein Träger, die Freie Spielstätten Braunschweig gGmbH (FSB), Insolvenz anmelden mussten, stehen auch die anderen freien Gruppen, die bislang deren Räumlichkeiten im LOT-Theater an der Kaffeetwete und im Quartier St. Leonhard nutzten, vor verschlossenen Türen. Studierende der Braunschweiger HBK haben deshalb am Dienstagabend einen Demonstrationszug vom Kohlmarkt zum Rathaus organisiert, um auf die Auswirkungen für die Freie Kunstszene der Region hinzuweisen und Lösungen zu fordern.

Die Aktion, an der sich schätzungsweise 150 Menschen beteiligten, darunter freie Choreographen, Schauspielerinnen und Dramaturginnen, u.a. auch vom Jungen Staatstheater, wollte den Zusammenhalt in der Szene fördern, aber auch gleichzeitig das öffentliche Augenmerk auf die Not der freischaffenden Künstler lenken. „Transparenz, kein hin und her – Braunschweig, wir erwarten mehr!“, war einer von vielen Demo-Sprüchen, die von vielen schrill im Chor ausgestoßen wurden.

Nachwuchs-Bühnenkünstlern fehlt ohne Bühne Perspektive

Zum Demo-Auftakt am Kohlmarkt sprachen u.a. Katharina Binder vom Dachverband der Freien Darstellenden Künste in Braunschweig (links) und der Choreograph Fabian Cohn.
Zum Demo-Auftakt am Kohlmarkt sprachen u.a. Katharina Binder vom Dachverband der Freien Darstellenden Künste in Braunschweig (links) und der Choreograph Fabian Cohn. © Claus Buhlmann | Claus Buhlmann

„Eine freie Spielstätte ist ein fundamentaler Teil unseres Studiums“, betonte die Studentin Elli Gleißner von der HBK bei der Auftaktkundgebung am Kohlmarkt. Ihr Studiengang Darstellendes Spiel habe das LOT-Theater regelmäßig genutzt. Er bot ihr aber auch als Nachwuchskünstlerin eine Perspektive. Diese sehe sie nun bedroht.

Katharina Binder, Dramaturgin des im Lindenhof spielenden Freien Theaters Grand Guignol, warnte in ihrer Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Dachverbandes der Freien Darstellenden Künste in Braunschweig: „Ohne eine Bühne erhalten wir als Künstler keine Förderungen, und ohne Förderungen werden vermutlich viele Kunstschaffende aus Braunschweig abwandern.“

Alle Kunstschaffende an einen Tisch

Aus diesem Grund sei Zusammenhalt in der Szene immens wichtig. So wurde auf der Demo oft auch die Forderung nach Unterstützung von anderen Kultureinrichtungen wie dem Staatstheater, der HBK selbst und Museen laut. „Wir wissen, dass andere Institutionen teilweise ebenfalls einen Mangel an Räumlichkeiten haben“, erklärte Katharina Binder. „Dennoch bitten wir um Solidarität, dass wir als Kunstschaffende alle an einem Tisch sitzen und gemeinsam an Lösungen arbeiten.“ Damit sei es eben auch möglich, die Stadt in ihren Bemühungen zu unterstützen.

Blick auf den Demozug auf den Weg zum Rathausplatz.
Blick auf den Demozug auf den Weg zum Rathausplatz. © Claus Buhlmann | Claus Buhlmann

Wie genau die Lösung aussehen könnte, blieb noch offen. Allerdings trat Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse zur abschließenden Kundgebung vorm Rathaus selbst auf die Bühne und betonte, dass die Situation von der Stadt ernstgenommen würde. Laut Hesse sei das Problem nicht finanzieller, sondern rechtlicher Natur. „Die Übernahme der Mitarbeiter der nun insolventen FSB ist ein überaus komplizierter Prozess“, so Hesse. Davon unabhängig versuche das Dezernat nun, Überbrückungsspielstätten zur Verfügung zu stellen, wobei es durchaus erfolgreich sei. Schulaulen und Kirchen würden geprüft. Der Zirkus Dobbelino wolle sein Zelt, die Welfenakademie ihr Audimax zur Verfügung stellen.

Lösungen in Schulaulen und Welfenakademie zeichnen sich ab

Am Donnerstag werde es ein Treffen mit den Theatergruppen und Festivalensembles der Region geben, so Hesse, um zu erörtern, wo weitere Unterstützung benötigt werde. „Unser Ziel ist, dass uns spätestens im Januar nächsten Jahres ein Neuanfang gelingt“, so Hesse. Dafür sei es jedoch wichtig, dass sich die Theaterszene ihrer konkreten Bedürfnisse bewusst werde und diese auch klar kommuniziere.

Mehr wichtige Nachrichten aus Braunschweig lesen:

  • Instagram-Hotspot und Treffpunkt für Ramen-Fans in Braunschweig
  • Braunschweigs Westliches Ringgebiet vereint gegen Neonazis
  • Braunschweig: Der Mann, der schon Lady Gaga einkleidete
  • Neuer „Franky“-Platz in Braunschweig soll Ort für Vielfalt sein
  • „Kein Geschiss“: Wie ein Braunschweiger Metal und Inklusion vereint
  • Braunschweiger Pflegehelfer: Abschiebung noch zu verhindern?

Täglich wissen, was in Braunschweig passiert: